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Kultur: Gelobt sei, was Wissen schafft

Leipziger Buchmesse: die neue Edition Unseld

Die Zauberwörter heißen „Dialog“ und „Kommunikation“. In den Messehallen der Leipziger Buchmesse kann man beobachten, wie sie sich in der Praxis bewähren: auf den Podien, an den Ständen und in den Gängen. Es herrscht hier den lieben langen Tag ein großes, mal mehr, mal weniger inhaltsreiches Gerede, angeführt von der allgegegenwärtigen Charlotte Roche und den nicht minder allgegenwärtigen Alt-68ern von Götz Aly über Rainer Langhans bis Peter Schneider.

Auch die neu gegründete Edition Unseld aus dem Hause Suhrkamp hat es sich auf die Fahnen und ins Programmheft geschrieben, den Dialog zu fördern, und zwar den zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. Die Edition wolle, so Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkwicz bei der Präsentation der Buchreihe am Freitagvormittag, „den Austausch zwischen den verschiedenen Wissensbereichen, von der Physik, der Mathematik und der Neurowissenschaft bis zur Philosophie, der Wissenssoziologie, der Technik und Medienkritik anregen“. Und sie wolle einen „interdisziplinären Dialog führen, der in eine dritte Wissenskultur münden soll“.

Schon die Autoren, die an diesem Vormittag bei der Präsentation mit dabei sind, verkörperlichen diesen Anspruch aufs Beste: Neben dem Suhrkamp- und Insel-Verlag-Programmleiter Hans-Joachim Simm sitzen die beiden Schriftsteller Dietmar Dath und Durs Grünbein, um ihre Bücher vorzustellen: Grünbein seine „drei Meditationen“ über Descartes, Dath seine Streitschrift „Maschinenwinter“, mit der der Autor laut Selbstauskunft die „wimmelnde, ameisenhafte Komplexität der Welt gewissermaßen mit dem Hammer zusammendresche“. Simm zur Linken wiederum sitzen zwei Naturwissenschaftler, die ebenfalls mit Büchern im ersten Edition-Unseld-Programm vertreten sind: Rolf Landua, Physiker am Europäischen Kernforschungszentrum CERN, und Josef H. Reich, der Naturschutz und Gewässerökologie an der TU München lehrt.

Weil so viel Fachkompetenz organisiert, betreut und geplant werden will, assistiert ein 13-köpfiger wissenschaftlicher Beirat, in dem nicht nur Forscher sitzen, sondern mit Angelika Mette und Mathias Müller von Blumencron auch zwei „Spiegel“-Journalisten. Denn natürlich wollen die – der Edition Suhrkamp nachempfundenen – schlank-bunten Unseld-Taschenbücher finanziert werden und sollen zumindest keine roten Zahlen schreiben, weshalb die Reihe in Kooperation mit „Spiegel Online“ erscheint. Auf dass nicht profane ökonomische Zwänge dem schönen Vorhaben, die Welt in all ihrer Komplexität zu verstehen, frühzeitig den Garaus machen. Gerrit Bartels

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