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Kultur: Gemach!

Bernd Neumann zum Streit um die Gemäldegalerie.

Nun äußert sich auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Streit über den Umzug der Gemäldegalerie. Aus der Sommerpause teilt er mit, er gehe davon aus, dass dem Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bei der nächsten Sitzung „eine Gesamtplanung aller Investitionsvorhaben“ vorgelegt werde. Bei der langfristigen Neustrukturierung ihrer Museen sei es nie das Ziel gewesen, „die Gemäldegalerie mit den alten Meistern zu verdrängen, sondern – im Gegenteil – ihr auf der Museumsinsel einen angemesseneren, attraktiveren Ort zu verschaffen“. Man dürfe nichts übereilen. Stiftungspräsident Hermann Parzinger räumte am Wochenende ein, man lasse die alten Meister nicht umziehen, „bevor nicht die folgenden Schritte verlässlich geplant sind“.

Verkehrte Welt. Erst der Aufschrei der Öffentlichkeit, erst Pamphlete und Petitionen veranlassen die obersten Museumsherren (Neumann steht für den Bund dem Aufsichtsgremium der Stiftung vor) zu sagen, was sie angeblich immer schon meinten. Mag ja sein, dass die Mitte Juni beschlossenen zehn Millionen Euro vom Bund zur Umrüstung der Gemäldegalerie für die jetzigen Schätze der Neuen Nationalgalerie und die Sammlung Pietzsch ohnehin erst dann ausgegeben werden, wenn für die alten Meister ein Zwischendomizil gefunden ist – vor deren Umzug auf die Museumsinsel in eher ferner Zukunft. Aber warum hat das niemand Mitte Juni verraten, weder Parzinger noch Neumann noch die Museumschefs Lindemann und Kittelmann?

Die „Insel“ als Universalmuseum von der Antike bis zum 19. Jahrhundert und auf dem Kulturforum eine „Galerie des 20. Jahrhunderts“: Das ist Berlins und Deutschlands bedeutendstes Museumsprojekt, eine europäische Vision, wie gern mit hehren Worten gesagt wird. Bloß gehören zur aufwendigen Realisierung einer solchen Vision das beharrliche Bohren sehr dicker Bretter, eine klug koordinierte Langzeitplanung und das unermüdliche Werben für die große Idee. Nichts davon: Man hat den Eindruck, dass die Zehn-Millionen-Euro-Meldung selbst die Stiftung überrascht hat. Und man nimmt bass erstaunt zur Kenntnis, dass der Politik, sprich dem Kulturstaatsminister, eine „Gesamtplanung aller Investitionsvorhaben“ bisher offenbar gar nicht vorliegt. Trotzdem gab’s schon mal zehn Millionen.

Eigentlich müssten die Stiftung und die Kulturpolitik die öffentliche Meinung vor sich hertreiben. Sie müssten sagen: Leute, jetzt geht’s los, das 20. Jahrhundert findet schon in wenigen Jahren endlich komplett auf dem Kulturforum Platz. Für die alten Meister haben wir ein Zwischendomizil, hier sind die Pläne, hier die Kosten, und der Wettbewerb für den Neubau am Bode-Museum startet, sagen wir, 2014. Stattdessen treibt die Öffentlichkeit die Museumsleute und die Politik vor sich her und nimmt ihnen die Arbeit ab, bis hin zu konkreten Zwischenlösungsvorschlägen. Neumann teilt jetzt jedenfalls mit, man müsse Alternativen prüfen, „z. B. eine Nutzung von Kronprinzen-/

Prinzessinnen-Palais“. Christiane Peitz

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