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Kultur: Gemäldegalerie: Van Dycks Bildnis der Marchesa Geronima Spinola als neue Attraktion im Kulturforum

Die Gemäldegalerie im Kulturforum ist seit gestern um eine Attraktion reicher. Nach langer Restaurierung wurde eines der bedeutendsten Frauenporträts des flämischen Malers Anton van Dyck, das Bildnis der Marchesa Geronima Spinola, in den Museumsräumen wieder aufgehängt.

Die Gemäldegalerie im Kulturforum ist seit gestern um eine Attraktion reicher. Nach langer Restaurierung wurde eines der bedeutendsten Frauenporträts des flämischen Malers Anton van Dyck, das Bildnis der Marchesa Geronima Spinola, in den Museumsräumen wieder aufgehängt. Zuletzt war das großformatige Werk in der Dahlemer Gemäldegalerie zu sehen, mit deren Schließung 1997 wanderte es ins Depot und dann in die Werkstatt.

Genaugenommen ist das Gemälde erst jetzt richtig zu würdigen. Vor der Restaurierung war das Gemälde ein "schwarzes Loch", wie Gisela Helmkampf, Chefrestauratorin des Museums, es umschreibt. Aus einer dunklen Fläche stachen lediglich das Gesicht und die Hände der jungen Genueser Adligen hervor. Gerade das Besondere des Bildes, die Beiläufigkeit, mit der die Marchesa, dem Betrachter nur einen kurzen Blick gönnend, vorüberschreitet, waren nicht mehr zu erkennen. Alte Firnisschichten, frühere Restaurierungsspuren mussten entfernt werden, eine Arbeit, die angesichts sehr dünner Farbschichten besondere Akribie erforderte. So wurde in den anderthalb Jahren, in denen das Bild in der Werkstatt lagerte, auch nicht permanent daran gearbeitet.

Anton van Dyck, nach Rubens der bedeutendste Vertreter der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts, war 1621 von Antwerpen aus erst nach London, dann nach Italien gereist, wo er besonders in Genua rasch zum bevorzugten Porträtisten aufstieg. Das 226 mal 151 Zentimeter große Bildnis der Geronima Spinola entstand um 1624/26. Die Marchesa war Frau des Filippo Spinola und Tochter des 1623 gestorbenen genuesischen Prokurators Andrea Doria. Nach ihm wurde der italienische Luxusliner "Andrea Doria" benannt, der am 24. Juli 1956 im Atlantik sank.

Das Gemälde war auf Vermittlung Wilhelm von Bodes, des späteren Generaldirektors der Berliner Museen, nach Berlin gekommen. Von Bode, der 1904 das später nach ihm benannte Kaiser-Friedrich-Museum begründete, erwähnt das Bild in seinen Erinnerungen. 1895 hatte er auf einer Italienreise nahe Genua die Villa Spinola besucht: "Ich fand das Bildnis eines jungen, vornehmen, schönen Mädchens, ein zweifellos echtes Werk von van Dyck, aber so verräuchert und verkohlt von dem Kamin, über dem es seit ein paar Jahrhunderten hing, dass ich nicht einmal den Preis von 10 000 francs (...) zu zahlen wagte." Auf Anraten Bodes habe es ein Kunsthändler zum halben Preis gekauft, und dem Restaurator des Kaiser-Friedrich-Museums sei es geglückt, "das Bild durch Tränkung mit Öl wieder so sehr zu beleben, dass es Adolph Thiem erwarb." Thiem wiederum schenkte das Bild 1904 dem Museum.

Die Marchesa teilt nun eine Wand des Saales VII mit einem weiteren van Dyck. Vorher hingen dort Werke von Rubens, die weiter in dessen Kabinett rückten, dort aber andere Bilder verdrängten. Die Gemäldegalerie sei eben mit Blick auf das Dahlemer Raumangebot konzipiert worden, sinnierte Direktor Jan Kelch. Durch die Zusammenführung mit den früher im Bodemuseum untergebrachten Gemälden werde der Raum jetzt doch knapp.

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