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Kultur: Gentechnik: Die meisten zaudern noch

Die Römisch-Katholischen: Sie wenden sich sowohl gegen die PID wie auch gegen die Forschung an embryonalen Stammzellen. Die Position wird am klarsten von der katholischen Kirche vertreten.

Die Römisch-Katholischen: Sie wenden sich sowohl gegen die PID wie auch gegen die Forschung an embryonalen Stammzellen. Die Position wird am klarsten von der katholischen Kirche vertreten. Im Parlament kämpfen laut formaler Beschlusslage die Grünen für diese Linie. Unter Spitzenpolitikern werben Bundespräsident Johannes Rau, Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) und Unionsfraktionschef Friedrich Merz für einen restriktiven Kurs in der Biopolitik. Auf dieser Linie liegen auch die Abgeordneten Hubert Hüppe (CDU), Wolfgang Wodarg (SPD), Monika Knoche (Grüne) und Ilja Seifert (PDS). Sie sind die Initiatoren des "Bündnis Menschenwürde". Die fraktionsübergreifende Initiative wird heute ein Eckpunktepapier präsentieren, in dem es heißt: "Die PID stellt eine neuartige selektive Praxis dar und ist wie die verbrauchende Embryonenforschung mit der Menschenwürde nicht vereinbar."

Die Engländer: Sie wollen sowohl PID als auch die Forschung an embryonalen Stammzellen. Für die meisten von ihnen setzt die volle Schutzwürdigkeit des Menschen erst bei der Nidation, der Einnistung des Embryos in den Mutterleib ein. Teilweise sind sie auch für das therapeutische Klonen. Ihre Forderungen kommen dem in Großbritannien eingeschlagenen Weg nahe. Zu dieser Gruppe gehört laut Beschlusslage die FPD, aber auch der frühere CDU-Generalsekretär Peter Hintze. Für PID und Forschung an überzähligen Embryo-Stammzellen haben sich Forschungsministerin Edelgard Bulmahn und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (beide SPD) ausgesprochen, sehr viel vorsichtiger auch ihre Parteikollegin Margot von Renesse, die Vorsitzende der Enquete-Kommission des Bundestages. Auch Kanzler Gerhard Schröder (SPD) würde sich wahrscheinlich zu den Engländern zählen.

Die PIDler: Sie setzen sich für eine beschränkte Freigabe der PID ein, lehnen die Forschung an Embryonen und deren Tötung jedoch ab. Zu ihnen gehören die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, Parteivize Jürgen Rüttgers und der CDU-Sprecher in der Enquete-Kommission, Werner Lensing. Auch Forschungs-Staatssekretär Wolf Michael Catenhusen (SPD) hat im Vergleich zur Stammzellenforschung weit weniger Vorbehalte gegenüber der PID.

Die Stammzeller: Sie sind gegen die PID, wollen aber den Weg zur Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen freimachen. Zu ihnen gehören der hessische Ministerpräsident Roland Koch und der frühere Parteivorsitzende Wolfgang Schäuble (siehe Interview), jetzt Präsidiumsmitglied. Die Stammzeller sind in allen Fraktionen klar in der Minderheit.

Die Zauderer: Die vermutlich größte Gruppe. Sie fühlen sich noch nicht in der Lage, abschließend zu urteilen. Wie zum Beispiel der Grünen-Vorsitzende Fritz Kuhn, der den Römisch-Katholischen in der eigenen Partei nur unter Vorbehalt zugestimmt hat. In einem Punkt ist auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse ein Zauderer. Zwar hält er die Forschung an embryonalen Stammzellen für "lebensgefährlich". Bei der PID jedoch sei er mit seinen Überlegungen noch nicht am Ende, sagt Thierse.

mfk, bul

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