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Kultur: Getrennt von Tisch und Bett

Wie Jennifer Lopez und Antonio Banderas die Premiere ihres Films feierten

Eigentlich ist es ja eine Sünde, einen schönen Mann wie Antonio Banderas über eine Stunde warten zu lassen. Aber bei Jennifer Lopez gehören solche Sünden zum Beruf. Und davon ganz abgesehen haben die beiden auch kein nächtliches Date im Kreuzberger In-Club Spindler & Klatt, sondern verbringen ihre Premierennacht an getrennten Tischen. Die Köpenicker Straße ist wie ausgestorben, als Antonio Banderas um kurz vor elf ankommt: schwarzsilbern gestreifte Krawatte, an der Taille leicht zerknitterter schwarzer Anzug, höfliche Bemerkungen auf den Lippen. Normalerweise gehe er nicht aus, er habe schließlich seine Arbeit und seine Familie, sagt er. Und lässt sich mit einem Teil des Filmteams an einer langen Tafel nieder.

Derweil wartet die Phaeton-Flotte auf Jennifer Lopez, die sich noch mal umziehen muss. Parallel zur Spree ist auf dem Kopfsteinpflaster vor dem loftigen Club der blaue Teppich mit dem VW-Logo für sie ausgerollt, die Luft ist voll der feuchten Frische, die Filmdiven lieben, weil sie gut für die Haut ist. Nach Mitternacht kommt sie im kurzen, schulterfreien Cocktailkleid in jenem hautgoldenen Ton, der in Hollywood dieser Tage sehr hip ist. Anders als Filmpartner Antonio plaudert sie aber nicht mit den wartenden Fernsehteams, sondern eilt schnurstracks in eine Ecke, deutlich entfernt von der Tafel des Filmpartners. Auf roten Polstern plaudert sie mal mit dem Regisseur Gregory Nava , mal mit ihren Hofdamen. Nervös wippt sie mit den Knien, krault ihrem Mann Marc Jacobs den Rücken. Neben ihr wirkt der überraschend schmächtig, hat das weiße Hemd aber nach bester Machoart bis zum Bauchnabel geöffnet, so dass es ein großes silbernes Kreuz entblößt, das auf dem gut gebräunten Brustkorb baumelt. Die beiden trinken Champagner aus Magnumflaschen, das Partyvolk schlürft ringsum auf den cremefarben bezogenen Betten – Prosecco mit Eiswürfeln. Eine der Ladys wird gleich in den siebten Himmel katapultiert. So gegen eins steht Antonio Banderas auf, räkelt sich ein bisschen, küsst ein Baby, umarmt einige Frauen und lässt sich mit dieser einen zusammen fotografieren. Dann blickt er um sich, wer sonst noch so da ist, und ach, da ist ja auch noch die Jennifer. Da geht er rasch rüber, macht Abschiedsverbeugungen, schüttelt Hände, bricht auf. Auch die mexikanischen Mütter, die auf die Werbetour mitgenommen wurden, klettern von der Empore runter und sehen müde aus. Am Ende, eine Stunde, nachdem sie gekommen ist, verschwindet auch Jennifer Lopez zwischen den cremefarbenen Stoffbahnen des Clubs. Kreuzberger Nacht, die letzte.

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