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Kultur: Glasgow kann sehr kalt sein

Christopher Brookmyre weckt schlafende Hunde.

Christopher

Brookmyre:

Wer

schlafende Hunde weckt. Roman. Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Verlag Galiani, Berlin 2012. 398 Seiten, 19,99 €

Ein Steinbruch bei Nacht, fünf Männer, eine Hinrichtung. Das Tempo, die Kälte, die lakonische Brutalität, mit der Christopher Brookmyre, Jahrgang 1968, die Szene beschreibt, machen klar, was dieser schottische Autor will: Er will es hardboiled in Glasgow. Er schreibt wie James Ellroy über Los Angeles und seine Verbrechen oder Jerry Oster über New York und die dortigen Grausamkeiten in den frühen achtziger Jahren.

Brookmyre erreicht, was er sich vorgenommen hat – und was man bei „Wer schlafende Hunde weckt“, dem ersten seiner seiner bisher 14 Romane, der auf Deutsch erscheint, nicht erwarten konnte. Seine Geschichte über die Exekution eines untreuen Dealers und die komplizierten Folgen eines wohlgesetzten Kopfschusses entwickelt einen heftigen Sog und zieht einen hinein in Schottlands größte Stadt, deren Drogenszene – und in die Intrigen der örtlichen Polizei.

Anders als viele Serientäter in der Krimi-Produktion schreibt Brookmyre mit Freude am Erzählen: Er gibt seinen Helden eine eigene Sprache. Die „schlafenden Hunde“ sind ein Kriminalroman, kein Möchtegern-Drehbuch. Der Roman bringt alles, was zum urbanen Verbrecherleben gehört: Kokainhandel, Dealer, die zur Wahrung der Fassade ein Sonnenstudio betreiben, in dessen Hinterzimmer sie sich mit der Freundin des Verbrecherkollegen verlustieren. Erfolgreiche Rauschgiftgroßhändler, die so viel verdient haben, dass sie ins ehrbare Gastgewerbe investieren können, Polizisten, die an ihre Rente denken, während sie dem organisierten Verbrechen Glasgows Reste von Ehrgeiz entgegensetzen. Und eine ehrgeizige Mordkommissarin mit Eheproblemen, verschwundene Ermittler – sowie eine zarte, vom Leben misshandelte Detektivin.

Das klingt nach einer komplizierten Geschichte, und es ist auch eine. Die „Schlafenden Hunde“ verlangen genaue Leser mit polizistenhafter Aufmerksamkeit für das umfangreiche Personal dieses Kriminalromans. Brookmyre erzählt die verwickelte Geschichte um das Verschwinden eines Ex-Polizisten, für den sich einige Ex-Kollegen intensiv interessieren, einen Kokainraub und anderes aus verschiedenen Perspektiven. Und doch: Der Autor versteht sich aufs trickreiche Kombinieren. Am Ende geht alles ohne Rest auf. Werner van Bebber

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