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Katholizismus: Kirche sucht nach Weg in die Zukunft

Die katholische Kirche will einen neuen Aufbruch wagen, doch das Misstrauen zwischen Bischöfen und Gläubigen ist groß wie nie.

Berlin - Die Einladung klingt eigentlich vielversprechend: Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wollen gemeinsam „einen Weg der Kirche in die Zukunft“ suchen. Auf dem Katholikentag 2012 will man gar „einen neuen Aufbruch wagen“. Um diesen Zukunftsprozess anzustoßen, treffen sich Bischöfe und ZdK-Vertreter am heutigen Donnerstag und morgigen Freitag zu einer ersten Arbeitstagung. So weit, so gut.

Doch auf den zweiten Blick kommt man ins Grübeln. Denn als Ziel der Arbeitstagung ist angegeben: „Die Klärung, wie ein konstruktiver Beratungsprozess in offener und vertrauensvoller Zusammenarbeit gestaltet werden kann“. Das Verhältnis zwischen Bischöfen und ZdK ist also offenbar derart gestört, dass man überhaupt erst einmal wieder ein „offenes und vertrauensvolles“ Gespräch in Gang bringen muss. Die Einladung zur Tagung in Bensberg offenbart, wie weit Kirchenvolk und Bischöfe voneinander entfernt sind, wie groß das Misstrauen auf beiden Seiten ist.

Und wie weit der Weg ist, bis man wirklich über die Fragen wird sprechen können, die Katholiken auf den Nägeln brennen: Was ist mit dem Zugang zum Priesteramt? Muss der Zölibat Voraussetzung sein? Muss es auf alle Ewigkeit so bleiben, dass geschiedene Ehepartner nicht zur Eucharistiefeier zugelassen werden? Was ist mit der Ordination von Frauen? Seit langem mahnt das Zentralkomitee und nicht zuletzt dessen Vorsitzender Alois Glück Gesprächsbedarf an. Zu einem Zukunftskongress hätte das ZdK gerne schon vor Jahren eingeladen.

Doch die Bischofskonferenz ist gespalten: Auf der einen Seite stehen diejenigen, die auf das ZdK zugehen, einen echten Dialog mit der Gesellschaft führen und sich öffnen wollen. Bischöfe wie der Mainzer Kardinal Lehmann, der Osnabrücker Bischof Bode oder der Stuttgarter Bischof Fürst, auch der Berliner Kardinal Sterzinsky gehören dazu.

Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die sich lieber von dem Modell Volkskirche verabschieden wollen als ein Dogma aufzuweichen. Die katholische Kirche als eine kleine Schar Tieffrommer wäre wohl die Konsequenz. Zu dieser Gruppe gehören der Kölner Kardinal Meisner und der Regensburger Bischof Müller. Die Bischöfe, die in jüngster Zeit ernannt wurden, sind der modernen Gesellschaft nicht unbedingt zugewandter, nur weil sie jünger sind. Der Essener Bischof Overbeck und sein Limburger Kollege Trebartz-van Elst haben die erzkonservative Fraktion verstärkt.

Im kommenden Jahr wird der Berliner Kardinal Sterzinsky in den Ruhestand gehen. Der Diözesanrat, die Vertretung der Katholiken in Berlin, hat jetzt das Domkapitel gebeten, bei der Suche nach Kandidaten für die Nachfolge einbezogen zu werden. Kirchenrechtlich steht dem nichts entgegen. Es wäre eine „Ermutigung an uns Laien, sich in der Kirche zu engagieren“, schreibt der Diözesanrat. Die Antwort des Domkapitels steht aus. Bleibt die Hoffnung, dass dazu nicht auch erst ein Zukunftsprozess eingeleitet werden muss.

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