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Kultur: "Global Soap": Fremde Gesichter, bekannte Gesten: Die Welt ist eine Seifenoper

Vorwurfsvoll ist ihr Blick, ihre Lippen scheinen böse Beleidigungen ausstoßen zu wollen. "Jetzt hör mir mal gut zu", könnten sie sagen, Zeigefinger und Daumen sind zu einem Kreis geformt und demonstrativ in die Luft gestreckt.

Vorwurfsvoll ist ihr Blick, ihre Lippen scheinen böse Beleidigungen ausstoßen zu wollen. "Jetzt hör mir mal gut zu", könnten sie sagen, Zeigefinger und Daumen sind zu einem Kreis geformt und demonstrativ in die Luft gestreckt. Die farbige Frau im schicken Kostümchen, die dauergewellte Blondine in der neon-gelben Bluse und der glatzköpfige Mann im Anzug sind Schauspieler in Seifenopern - ihre Gestik gleicht der von Soap-Darstellern der verschiedensten Länder und Kulturkreise. Figuren, die Julian Rosefeldt in einer Fotoserie wie ein Passe-partout angeordnet hat. Sie repräsentieren die Welt der Seifenoper, die Welt der Stereotypen. Sie haben den gleichen Augenaufschlag, die gleiche Mimik, Gestik, die gleichen Bewegungen: Global Soap. Solche TV-Serien ähneln einander und sie vermitteln einheitliche Verhaltensmuster, egal vor welchem kulturellen, politischen oder religiösen Hintergrund sie entstanden sind. Neben den Fotos zeigt die Ausstellung auf vier Bildschirmen ständig wiederkehrende Gesten und Gebärden. Besonders hübsch: die simultan zu beobachtenden, durch die mehrfache Wiederholung grotesk anmutenden Zusammenbrüche einzelner Figuren - alle klappen sie am Küchentisch zusammen, immer ist eine zweite Person anwesend, und immer ist der letzte Blick vor dem Bewusstseinsverlust zum Himmel gerichtet. Ab und an treffen wir auf bekannte Gesichter. Kathie aus "Verbotene Liebe" schaut mit erstaunten Kulleraugen zum Betrachter auf. Diesen unschuldigen Jungmädchenblick haben ihre Kolleginnen aus dem Rest der Welt ebenso gut drauf. Und neben ihrem Geschlecht haben sie noch etwas gemeinsam: Sie sind blond.

\"Global Soap\"[Künstlerhaus Bethanien (Marian]

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