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Kultur: Globales Mäzenatentum

American Academy stellt MacArthur-Stiftung vor

„Ich habe Geld gemacht, nun überlegt mal, wie ihr es ausgebt“, soll John MacArthur gesagt haben, als er 1978 seine Stiftung gründete. Solche Freiheit ist der John MacArthur Foundation Verpflichtung: Als Erstes wurde Amnesty International gefördert, und seitdem engagiert sich MacArthur für Menschenrechte und Pluralismus. Stiftungspräsident Jonathan F. Fanton bezeichnete am Dienstagabend in der Berliner American Academy seine Organisation ohne Scheu als „öffentliche Institution“ und meinte damit weniger die erwünschte Transparenz, sondern ihre gesellschaftliche Rolle. Für diese ist MacArthur zweifellos gerüstet: Die Versicherungs- und Grundstücksgeschäfte des Stiftungsgründers ließen ein Vermögen von 5 Milliarden US-Dollar entstehen. Mit Ausschüttungen von 185 Millionen US-Dollar jährlich gehört MacArthur zu den zehn größten Stiftungen der Vereinigten Staaten.

Geld sei nicht alles, betonte Fanton, ebenso wichtig seien Vertrauen und Reputation. Im Heimatland verbessert MacArthur die Wohn- und Lebensverhältnisse von Armen in Chicago. Gefördert werden auch öffentliche Medien und Forschungen zur Verhinderung des Missbrauchs von Biotechnologien. Das Hauptaugenmerk gilt jedoch der internationalen Politik: MacArthur unterstützt Maßnahmen zur Sicherung atomaren Mülls und gefährlicher biotechnologischer Forschung. Weil der UN-Sicherheitsrat auf den Genozid in Ruanda nicht reagierte, initiierte die Stiftung gemeinsam mit anderen Geldgebern einen monatlichen Bericht für das Gremium. MacArthur unterstützte auch 2000 Nichtregierungsorgansationen, um die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs vorzubereiten.

Ausdrücklich missbilligte Fanton die ablehnende Haltung der US-Regierung gegenüber dieser „wichtigsten neuen Institution seit der Gründung der UN“. Weil die ersten Fälle entscheidend seien für deren Schicksal, unterstützt MacArthur Menschenrechtsorganisationen, die Beweise für die Verbrechen in Uganda, Kongo und Darfur sichern.

Die deutschen Stiftungen forderte der agile Mittsechziger auf, sich trotz der hier zu Lande anderen Aufgabenteilung zwischen Staat und Gesellschaft stärker sozialpolitisch zu engagieren. Stiftungen seien schneller als Regierungen, ungebundener als Wissenschaftler und risikobereiter als andere Geldgeber. Man konnte bei diesen Worten an das Engagement amerikanischer Stiftungen in der ukrainischen Revolution denken. Fanton präsentierte MacArthur wie einen kosmopolitischen, multilateralen Mäzen, lehnte aber die Einstufung als „links“ entschieden ab.

Jörg Plath

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