zum Hauptinhalt

Kultur: Glück und Frieden

Am Mittwoch abend wurde in der Akademie der Künste in Berlin die internationale Fachtagung "Denkmale und kulturelles Gedächtnis nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation" eröffnet.Der Präsident der Akademie, György Konrád, stellte das für Berlin geplante Mahnmal in den Mittelpunkt seiner Begrüßungsrede, obwohl dies nur einen Teilaspekt der Tagung ausmacht.

Am Mittwoch abend wurde in der Akademie der Künste in Berlin die internationale Fachtagung "Denkmale und kulturelles Gedächtnis nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation" eröffnet.Der Präsident der Akademie, György Konrád, stellte das für Berlin geplante Mahnmal in den Mittelpunkt seiner Begrüßungsrede, obwohl dies nur einen Teilaspekt der Tagung ausmacht.Er kritisierte die aus einem "Zentenariums-Narzißmus" entstandene Idee, daß ein "Megaverbrechen" auch eines "Megadenkmals" bedürfe.Diese "aufgeblasene, titanische Reue" münde in ihrer Maßlosigkeit bloß in eine erschreckende Materialschlacht.Konrád betonte, es dürfe nicht der Eindruck entstehen, die Haupteigenschaft der Juden sei die, getötet zu werden.Er regte daher an, die Mahnmalsidee ganz fallen zu lassen und das geplante jüdische Museum statt dessen den europäischen Juden zu widmen, sowohl den getöteten als auch den lebenden.Anstelle eines Mahnmals, welches ein riesiges Areal unbrauchbar mache, solle ein "jüdischer Garten" mit einem Kinderparadies entstehen, in dem sich Alt und Jung wohlfühlen könnten.Konrad wies darauf hin, daß es mit dem Denkmal zur Bücherverbrennung von Micha Ullmann am Bebelplatz schon ein Denkmal in Berlin gäbe, das mit Stille und Unauffälligkeit vom Fehlen der ermordeten Juden künde und weit authentischer sei, als es ein zentrales, "etatistisches" Mahnmal sein könne.

Edward van Voolen und Gabi Dolff-Bonekämper erläuterten in ihrer Einführung, daß das Konzept der Veranstaltung aus einer früheren Tagung über Erinnern und Vergessen hervorging.Durch den Fall des Eisernen Vorhangs gibt es jetzt die Möglichkeit, die in Denkmäler gegossene Inszenierung des Erinnerns in Ost und West zu vergleichen.Während der Tagung wird jedoch nicht so sehr die kunsthistorische Einordnung von Stilen im Vordergrund stehen, sondern auf welche Art ein bestimmter Stil Inhalte transportiert und was diese über die Selbstdefinition von Gemeinwesen aussagen.Die Tagung wird sich daher mit dem aus Denkmälern abzuleitenden Staatsverständnis, Territoriumsdefinitionen und Fragen nach der Inszenierung von Wohlfahrt, Glück und Frieden beschäftigen.Bei Neugründungen von Staaten ist besonders die Frage nach dem Umgang mit Denkmalen vorhergehender Regime von Interesse.

Jay Winter ging in seinem Einführungsreferat auf den gesellschaftlichen Kontext von Mahnmalen ein.Er wies darauf hin, daß kollektives Erinnern immer im öffentlichen Raum stattfindet.Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieses kollektive Gedächtnis von kleinen lokalen Initiativen bewahrt, die versuchten, dem Tod von Verwandten und Freunden durch lokale Denkmäler noch einen irgendwie gearteten nationalen Sinn zu geben.Heute verlange das kollektive Gedächtnis jedoch nach staatlichen Zeremonien.Die Tagung läuft noch bis Sonntag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false