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Goethe-Institut: Lehmann for President

Peter von Becker über eine Weichenstellung im Goethe-Institut. Klaus-Dieter Lehmann könnte Präsident des Goethe-Instituts werden.

Es ist erst mal eine verheißungsvolle Nachricht, dass Klaus-Dieter Lehmann zum neuen Präsidenten des Goethe-Instituts gewählt werden soll. Im Februar 2008 scheidet er aus seinem Amt als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus und würde einen Tag nach seinem 68. Geburtstag am 1. März von Jutta Limbach die ehrenamtliche Funktion des Goethe-Chefs übernehmen. Als Kopf der größten deutschen Kulturstiftung hat er in Berlin seit 1999 die Sanierung und Wiedergewinnung der Museumsinsel energisch betrieben. Zudem steht Lehmann auch für die Idee des Humboldt-Forums.

Dieser Gedanke, hinter dem FassadenAufbau des Berliner Stadtschlosses die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu installieren, gibt dem steinernen Kulissenspiel eine geistvolle Perspektive. Vor allem aber entspringt Humboldts Vorstellung vom universellen Zusammenklang der Künste und Kulturen, der Weltgeschichte und Völkerkunde eben den Idealen jenes Herrn von Goethe, der dem deutschen Auslandskulturinstitut seinen Namen schenkt. Bei den jüngsten Spar-, Reform- und Organisationsdebatten des Goethe-Instituts wurde dieser Grundakkord bisweilen übertönt: vom Gedöns haushälterischer Kleinkrämer, schneidiger Diskursfunktionäre oder flachköpfiger Politmarketingmanager.

Da war es nicht die Stärke der sonst so klug-couragierten ehemaligen Bundesverfassungsrichterin Limbach, dem Gemisch aus politischem Druck und zeitgeistiger Ignoranz offensiv und aicj öffentlich entgegenzutreten. Doch nun hat die 73-Jährige, deren zweite Amtszeit als Goethe-Präsidentin erst Anfang 2010 enden würde, ihren Vizepräsidenten Lehmann selber als vorzeitigen Nachfolger vorgeschlagen. Der will, mit Unterstützung durch Außenminister Steinmeier, die Goethe-Arbeit in Europa und Übersee durchaus forcieren – und das unter dem „Primat der Kultur, nicht der Politik“, wie er sagt. Dabei sollte das Institut weniger als Bittsteller denn als Leistungsträger auftreten.

Limbach sieht es nun als ihre Leistung an, das Goethe-Institut „im Aufwind“ zu übergeben, und das „wieder an einen Mann, der aus der Kultur kommt“. Einen Umzug der Goethe-Zentrale von München nach Berlin, den einige Goethe-Köpfe favorisieren, schloss Limbach gegenüber dpa allerdings auch unter Lehmann aus. So wird sich Lehmann nach allen formalen Debatten bemühen müssen, beim „Kampf der Kulturen“ wieder mehr zum Kampf um Kultur beizutragen.

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