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Kultur: Gold wert

19 Künstler im Dienst der Credit Suisse

Im Schulterschluss von Kunst und Unternehmertum hat die Schweizer Mittelstandsbank Credit Suisse 19 internationale Künstler damit beauftragt, fünf unternehmerische Schlüsselwerte bildlich umzusetzen. Die Schau „Art & Entrepreneurship“ tourt nun bis November durch sieben „Art Capitals“, um anschließend im Londoner Auktionshaus Phillips de Pury & Company unter den Hammer zu kommen. Präsentiert werden die 40 Kunstwerke im Internet, Online-Bietverfahren inklusive. Im Original kann man die Arbeiten in jeder Stadt allerdings nur einen Tag lang sehen. Dafür lädt die Bank ein exklusives Publikum zur „Afterwork Art Class“, wo unter anderem die Schweizer Kuratorin Michelle Nicol mit Künstlern über Kunst als Geldanlage und Artinvestment diskutiert.

Und die Kunst selbst? Unternehmenswerte wie Vision, Wissen, Vernetzung, Familie und soziale Verantwortung sollten auf den künstlerischen Prüfstand kommen. Das Ergebnis sind mehr oder weniger affirmative Abhandlungen, die streitbare oder gar provokante Positionen vermissen lassen. André Pretorius gießt die Grundpfeiler des Unternehmertums als surreale Geschichtchen in Öl und krönt sie mit einem Banken-Logo (Schätzpreis: 8000 bis 12 000 Pfund). Hintergründiger hat sich Heman Chong der Aufgabe angenommen. Mit seinen Offset-Plakaten nimmt der malaysische Konzeptkünstler die Werte immerhin aufs Korn, wenn er sie auf die „Ethik und Werte der Klone und Roboter“ abklopft (Schätzpreis je 2000 bis 3000 Pfund). Nach eigener Aussage will die Credit Suisse Karrieren junger „Künstler-Entrepreneure“ aufbauen. Das ist bei Chong, der an der Biennale in Venedig teilgenommen hat, ebenso überflüssig wie im Fall von Pavel Pepperstein oder Plamen Dejanoff, die sich bereits über den Primärmarkt etabliert haben. Dessen Gepflogenheiten übernimmt der Finanzdienstleister denn auch für die Auktion: 50 Prozent gehen an die Credit Suisse, die ihren Anteil karitativen Zwecken stiftet, die andere Hälfte erhalten die Künstler. Wie echte Unternehmer tragen sie das Risiko für die Auftragswerke.

Wenn Damien Hirst im September eigene Werke bei Sotheby's in London versteigert, muss er lediglich die Provision an das Auktionshaus abführen, und die liegt weit unter 50 Prozent. Im Durchlauferhitzer des globalen Kunstverwertungskreislaufs hat das britische enfant terrible die Maschine zumindest selbst angeschmissen. Michaela Nolte

„Art & Entrepreneurship“, Vorbesichtigung: ewerk, Wilhelmstr. 43, am 5. September von 10-15 Uhr.

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