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Kultur: Goldfrapp

Diese Woche auf Platz 66 mit: „Supernature“

Gefühlte Temperatur, gefühlte Dauer – kennt man alles. Aber einen gefühlten Berg? Den hat Alison Goldfrapp zu Anfang ihrer Laufbahn bestiegen: mit ihrem Debüt „Felt Mountain“, das zur Verdeutlichung seines Anspruchs auf dem Booklet das Bild eines einsamen Wanderers am Matterhorn zeigt. Die britische Kunststudentin empfahl sich als Gefährtin für jenen Seelenzustand, den Douglas Adams einmal als „den langen dunklen Fünfuhrtee der Seele“ bezeichnet hat. Musik für den inneren Film noir. Goldfrapps musikalischer Partner Will Gregory ist tatsächlich Filmkomponist. Er hat sogar mal in Peter Greenaways „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ Klavier gespielt. Von Anfang an haben die beiden ihre eigene Parallelwelt erschaffen, bis hin zu Artwork und Kostümen. Trotzdem wollten sie runter von der Couch, rein in den Club und ließen drei Jahre später „Black Cherry“ folgen: eine zickige Mischung aus Elektrobeat und Disco. Seitdem gibt es zwei Seiten von Goldfrapp: eine schnelle und eine langsame. Für beide suchen sie nun auf „Supernature“ nach einer Schnittmenge: Nach ein paar aufdringlichen Dancefloor-Stampfern drosseln sie das Tempo, finden für drei Stücke zu ihrer besinnlichen Seite, um wieder zur pumpenden Beat-Schaffe zurückzukehren. Hübsch, aber musikalisch ermüdend. Vielleicht sind dies die Mühen der Ebene und sie erklimmen in Zukunft auch mal wieder einen Gipfel.

Ralph Geisenhanslüke

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