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Kultur: Goldrausch

Gustav Klimts „Adele“ ist das teuerste Bild der Welt

Zu Jahresbeginn war noch vom „kulturellen Supergau“ die Rede, wenn das Klimt-Gemälde tatsächlich die Wiener Galerie Belvedere auf immer verlassen würde, wenn also die in Amerika lebenden Erben ihren Anspruch gerichtlich durchgesetzt bekämen. Ein knappes halbes Jahr später nun jubelt der Sammler Ronald S. Lauder. Er konnte das goldglänzende Porträt „Adele Bloch-Bauer I“ aus dem Jahr 1907, um das die Nachfahren der von den Nazis enteigneten Familie jahrelang mit der österreichischen Regierung gerungen hatten, für eine neue Rekordsumme erwerben. Für 135 Millionen Dollar (107 Millionen Euro) kaufte der Kosmetik-Unternehmer das legendäre Werk, an dem der Maler in einer aufwändigen Goldblatttechnik drei Jahre lang gearbeitet hatte. Damit überflügelt er sogar das bislang teuerste Bild der Welt, Picassos „Junge mit Pfeife“, das vor zwei Jahren bei Sotheby’s für 104,1 Millionen Dollar versteigert wurde.

Der Verkauf zieht einen Schlussstrich unter die Querelen zwischen Österreich und den Bloch-Bauer-Erben, der möglicherweise auch die Österreicher etwas versöhnlich stimmen wird. Denn die „Goldene Adele“, wie das große, ornamentale Porträt der Industriellengattin genannt wird und dem der Wien-Besucher auf Schritt und Tritt auf Nippes-Artikeln begegnet, verschwindet nicht in privaten Räumen, sondern kommt in die New Yorker Neue Galerie, die der Neu-Besitzer Lauder vor fünf Jahren an der Fifth Avenue als Museum ausschließlich für deutsche und österreichische Kunst mitbegründet hat.

Zwar waren zahlreiche Angebote aus aller Welt an Maria Altmann ergangen, der letzten lebenden Nichte der Familie Bloch-Bauer; unter den Bewerbern befand sich auch das Land Österreich, dem jedoch die nötigen Mittel fehlten. Am Ende aber gab die 90-Jährige dem zweiten Sohn der Kosmetik-Magnatin Estée Lauder den Zuschlag. „Mr. Lauder hat ein großartiges Verständnis und eine große Liebe für Klimt“, sagte die Nichte nun als Begründung. Der Sammler war unter Ronald Reagan amerikanischer Botschafter in Österreich gewesen und hatte die Erbenfamilie während des Bilderstreits über viele Jahre unterstützt.

Was aus den anderen vier Klimt-Bildern wird, die ebenfalls nach dem richterlichen Schiedsspruch den Bloch-BauerErben rückübereignet wurden – darunter ein zweites elegisches Porträt der jüdischen Sammlersgattin, das als ein weiteres Hauptwerk des Jugendstil-Künstlers gilt – steht noch nicht fest. Die Familie will die Werke nicht behalten, sondern aller Voraussicht nach dem Auktionshaus Christie’s übergeben.

Die künftige Präsentation der „Dame in Gold“ in der New Yorker Galerie mag zwar Tröstliches für die Österreicher haben, doch erinnert sie zugleich an die skandalösen Versäumnisse der Regierung im Umgang mit den Nachfahren der Familie Bloch-Bauer. Die Nichte hatte zunächst einen Vorschlag zur gütlichen Einigung unterbreitet, damit die Bilder im Lande bleiben konnten. Was folgte,war eine Kampagne gegen die rechtmäßigen Erben. Der endgültige Abzug der Bilder nach dem Richterspruch war da nur noch eine Frage der Zeit.

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