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Grass-Geständnis: Historiker Fest: "Spiel mit Doppelmoral"

Der Historiker Joachim Fest hat seine Kritik an Nobelpreisträger Günter Grass erneuert. Auch nach dem Eingeständnis, der Waffen-SS angehört zu haben, bleibe Grass "seiner Selbstgerechtigkeit treu".

Berlin - Zudem beschimpfe Grass' Haltung seine Kritiker, sagte Fest dem Politmagazin "Cicero". Grass fühle sich nach wie vor vollkommen im Recht. "Das Spiel mit der Doppelmoral geht also offensichtlich weiter", fügte der langjährige Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hinzu.

"Kein anderer saß auf einem so hohen Ross. Kein anderer fällt nun so tief", sagte Fest. Der "Skandal" um den Schriftsteller werde aber die deutsche Erinnerungskultur nicht verändern. "Wir haben uns wie nie eine Nation zuvor ernsthaft mit unserer dunklen Vergangenheit auseinander gesetzt", betonte der Hitler-Biograf. Das mache die demokratische Kultur so stark, dass sie "so schrille Lebenslügen wie die von Günter Grass" gelassen wegstecken könne.

Das literarische Werk von Grass bleibt nach Überzeugung Fests unberührt vom späten Geständnis des Schriftstellers. "Für mich persönlich ist 'Das Treffen in Telgte' sein bestes Buch. Elemente der 'Blechtrommel' sind großartig. 'Katz und Maus' sollte man gelesen haben", sagte er. Danach aber werde es schon ziemlich dünn.

Grass hatte für Aufregung gesorgt, als er Mitte August bekannte, im Zweiten Weltkrieg als Jugendlicher Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. Diese Zeit schildert er auch in seinem soeben erschienenen Erinnerungsbuch "Beim Häuten der Zwiebel". (tso/ddp)

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