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Kultur: Grellgrün bis Dunkelrot

Bernard Frize erhält Fred-Thieler-Preis

Auch ihn hat es erwischt. Wie so viele DAAD-Stipendiaten, die seit den sechziger Jahren nach Berlin eingeladen worden sind, ist Bernard Frize nie wieder richtig gegangen. 1994 kam der Maler zum ersten Mal aus Paris. Inzwischen hat er zwei Ateliers, ist ein fleißiger Pendler – und aktuell der Träger des Fred-Thieler-Preises für Malerei 2011.

Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung wird von einer wechselnden Jury inzwischen alle zwei Jahre vergeben. Für den früheren jährlichen Turnus reichen die finanziellen Ausschüttungen der Stiftung nicht mehr. Beibehalten wurde allerdings die begleitende Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Bei Frize kann man das nur begrüßen, weil er für einen in Berlin arbeitenden Künstler auffallend selten hier gezeigt wird. „Suite Segond 15N“ (1980) heißt die einzige Arbeit aus lokalem Besitz. Die CDU-Politikerin Monika Grütters wählte es früh für die Sammlung der Berliner Landesbank aus und bewies Weitblick. Denn die systematische Malerei, die sich in den aus Farbe geschnittenen Kreisen artikuliert, hat sich – anders als ihre wilden Facetten – bis in die Gegenwart gehalten.

Punkte, Raster, elegant gekurvte Röhren und ein paar expressive Gesten: Wie viel Potenzial in der Beschränkung auf ein schmales, abstraktes Vokabular steckt, zeigt sich bei Frize schon in jenem Dutzend Bilder, das mit „Senzo“ von 2009 den chronologischen Schlusspunkt setzt. Meist scheint der Künstler bloß das Fragment eines Musters auf die Leinwand zu bringen, das sich locker über die gesamte Wand erstrecken könnte. Frize selbst spricht vom Ergebnis eines Prozesses, welcher sich nicht von der Arbeit eines Handwerkers unterscheide. Das glaubt man ihm nur im ersten Moment und bloß als Beschreibung eines konzeptionellen Gerüsts. Weit mehr im Gedächtnis bleibt die Raffinesse des Farbauftrags, den Frize über Jahrzehnte perfektioniert hat.

Wie sich die Töne miteinander verbinden und innerhalb eines Pinselstrichs vom klaren Gelb ins helle Blau oder von Grellgrün nach Dunkelrot wechseln. Wie Farbe perspektivische Tiefe vortäuschen oder derart flimmern kann, dass einem schwindelig wird wie vor dem Großformat „Opa“ von 2007. Solche Untersuchungen stellt Frize in seinem komplexen Werk an, das die Techniken der Malerei reflektiert, ohne sich eine eigene Wirklichkeit zu schaffen. Diesen Schritt geht der Künstler bewusst nicht mit, sondern bleibt bei den objektiven Bedingungen. Sie aber wirken bei Frize äußerst malerisch und sind das beste Argument für die Auszeichnung des 1949 geborenen Franzosen. Christiane Meixner

Berlinische Galerie, bis 6. Juni.

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