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Kultur: Grob und fein

Einer wünscht sich ein neues Stahlgewitter, ein anderer eine militante Stadtguerilla.Jemand schlägt die Zeit mit Reden tot, jemand kann sich nicht erinnern.

Einer wünscht sich ein neues Stahlgewitter, ein anderer eine militante Stadtguerilla.Jemand schlägt die Zeit mit Reden tot, jemand kann sich nicht erinnern.Und der Krüppel im Rollstuhl hat die Schnauze gestrichen voll: "Hat denn das nie ein Ende?" Nein, hat es nicht.Denn die deutsche Geschichte kann nicht zur Ruhe kommen, solange jede Revolution kläglich scheitert.Da sitzen sie also nun, die untoten deutschen Revoluzzer von einst und heute und müssen die Litanei des Scheiterns immer und immer wieder herunterbeten."18:48 - ohne Titel" ist ein monströses, beklemmendes und faszinierendes Theaterungetüm, ein Collage aus Stimmen und Tönen, Textfragmenten und Filmsequenzen.Das von Matthias Kubusch (der auch Regie führt und mitspielt) geleitete Schauhaus hat überall ein bißchen gewildert und einen grellen Revolutions-Abgesang auf die von grauen Wänden eingekreiste Spielfläche in den Sophiensaelen geklotzt.Schauhaus, vor Jahren als Jugend-Ensemble der Volksbühne gegründet, beherrscht beides: den Vorschlaghammer und den Feinschliff.

Es wird laut gesungen und viel Sekt gesoffen, an die Wand gepinkelt und Hitler-Reden gelauscht.Statt einer Handlung gibt es Schlaglichter des Scheiterns.Doch weil Davis Emig als Mensch gewordene Erinnerungslücke und Ramona Zimmermann als schlampige Germania ihre Texthappen sowohl gallig herauskotzen wie inniglich im Rachen verschlucken können, wird das kurze Happening zur schauspielerisch runden Sache.

Sophiensäle, bis Sonntag, jeweils 19 Uhr

FRANK DIETSCHREIT

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