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Ein Mann sitzt mit einem Mädchen auf der Bank. Im Hintergrund eine Junge in Hip-Hop-Klamotten

© Joerg Metzner

Günter Jankowiak: "främmt": Ich bin Rom

Günter Jankowiak inszeniert im Jugendtheater Strahl ein Stück über die alltägliche Ausgrenzung der Roma

Rukrie hat Glück. Gleich der erste Junge, dem er begegnet, heißt ihn wärmstens willkommen. Petrik, goldkettchenbehängter Hip-Hopper, bringt erst mal Geschenke: „Wir mögen hier neue Leute.“ Und als sich Rukrie dann noch vorstellt: „Ich bin Rom. Zigeuner“, ist Petriks Euphorie gar nicht mehr zu bremsen. „Mann, Mann, Mann, echt krass ist das!“ Ja, so hätte sich Rukrie das Ankommen gewünscht. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Tatsächlich spielt sich die Szene leider ein bisschen anders ab. Von Anfang an vergiftet durch Misstrauen, Furcht und Vorurteile. Rukrie (Oliver Moritz) wird von Petrik (Franz Lenski) gleich verdächtigt, was klauen zu wollen. Zigeuner eben. Und weil solche Typen wahrscheinlich bewaffnet sind, drückt Petrik dem fremden Neuankömmling lieber auch das teure Smartphone in die Hand, das er sich selbst nur geborgt hat. Und damit geht der ganze Ärger los.

„främmt“ heißt das Stück, das Günter Jankowiak fürs Jugendtheater Strahl geschrieben und inszeniert hat. Es erzählt eine Geschichte von ganz alltäglicher Ausgrenzung und der Zuschreibung von Identität. Ad absurdum geführt schon in einer schönen Szene zu Beginn, in der sich Rukries Cousine Malla (Banafshe Hourmazdi) und Petriks Schwester Queenie (Christine Smuda) über das Bild vom Wolf im Schafspelz streiten. Kann ein Wolf je wirklich zum Schaf werden? Oder bleibt er immer der verkleidete Eindringling? „Was, wenn der Wolf ’ne OP macht?“, fragt Queenie. „Dann ist er ein Trans- Schaf“, entgegnet Malla. Hm. Aber kann ein Chinese Deutscher werden?

Gewalttätige Übergriffe auf Roma

Die Fragen werden spielerisch-ironisch aufgeworfen. Aber vor ernstem Hintergrund. Die gewalttätigen Übergriffe auf Roma auch in Deutschland waren ein Impuls für diese wutbefeuerte Inszenierung. Jankowiak erzählt sein Stück für Menschen ab 13 mitnehmend und eindringlich. Die Figuren bleiben selbst in der Überzeichnung stimmig. Wie Hotte (Randolph Herbst), der ältere Bruder von Petrik und Queenie, ein Elektronikfachverkäufer, der sich am schlichten Bild vom „edlen Deutschen“ hochhält.

„Die Deutschen freuen sich über Fremde. Manche sind schüchtern, aber dahinter wartet ein offenes Herz“, sagt Rukrie am Ende. Man wird ja noch träumen dürfen.

16.12., 11 + 19.30 Uhr, 17./18.12., 11 Uhr, weitere Vorstellungen im Januar.

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