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Kultur: Gut in Form

begibt sich auf die Spuren der Moderne Eigentlich ist die Klassische Moderne längst historisch. Aber das heißt nicht, dass sich nicht gerade heute wieder Künstler mit dem Verhältnis von Form und Funktion auseinander setzen – auch wenn die Resultate Puristen nicht unbedingt zufrieden stellen mögen.

begibt sich auf die Spuren der Moderne Eigentlich ist die Klassische Moderne längst historisch. Aber das heißt nicht, dass sich nicht gerade heute wieder Künstler mit dem Verhältnis von Form und Funktion auseinander setzen – auch wenn die Resultate Puristen nicht unbedingt zufrieden stellen mögen. Die „gute Form“, ein Zitat Max Bills aus dem Jahr 1949, dient dem Künstler Gerold Miller als Titel für eine gelungene Gruppenausstellung zum Thema, die er in der Galerie Mehdi Chouakri eingerichtet hat (Holzmarktstraße 15-18, S-Bahnbogen 47, bis 28. Mai) . Dabei zeigen Miller und Mitstreiter wie Gerwald Rockenschaub , Monica Bonvicini , John M Armleder und Martin Boyce , was ihnen zu den Begriffen Objekt, Dreidimensionalität und Reduktion so alles einfällt. Und das ist geistreich, komisch, elegant und insgesamt irgendwie sehr großstädtisch. Raum und Umraum, Körperlichkeit und rundplastisches Konzept, lauter schöne alte Probleme der Bildhauerei, deutet Rockenschaub ähnlich radikal um, wie sein Landsmann Adolf Loos, als der 1910 in Wien das „Haus ohne Augenbrauen“ baute. Rockenschaubs Idee ist bezwingend einfach: ein Kegel – zwei Meter hoch, 50 Zentimeter im Durchmesser – aus Acrylglas, mehr braucht es nicht, um ein Volumen zu definieren und doch nicht zu definieren, einen Körper zu schaffen, der doch kein Körper ist (16000 Euro). Entdeckungen sind die Arbeiten von Wade Guyton und Francesco Gennari . Guyton hat einen Freischwinger von Marcel Breuer bis aufs Stahlrohr entkleidet und verformt (5000 Euro). Gennari nahm sich die strenge Geometrie eines Piet Mondrian vor, machte einen Würfel daraus, den er mit Erde, Pflanzensamen, Spinnen und Würmern füllte, damit das Ganze ein bisschen lebendig wirkt.

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In der Ausstellung ist auch Anselm Reyle vertreten, von ihm stammt der mit Silberspray in einen Glitzergegenstand verwandelte Strohballen im Eingangsbereich (verkauft). Wer mehr von Reyle sehen will, kann dies bei Giti Nourbakhsch tun (Rosenthaler Straße 72, bis 18. Juni). Reyle hat so ein Faible für die Kunstgeschichte, dass er sie wohl am liebsten in toto in Geschenkpapier verpacken würde. Einstweilen muss er sich jedoch damit begnügen, Hans Arp, Henry Moore und anderen Größen respektlos die Ehre zu erweisen: die typischen Buckelskulpturen sind hier glänzend rosa. Von der Decke hängt ein dekonstruierter Robert Rauschenberg aus Neon (Preise auf Anfrage). Zum Glück ist etwas Unentbehrliches dazu gekommen: das nötige Chaos, ohne das heutzutage nichts mehr geht.

Ulrich Clewing

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