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Kultur: Guten Morgen liebe Sorgen

freut sich über das kleinste Opernhaus Nicht wenige hatten die Komische Oper schon verloren gegeben: Nachdem der Neustart unter Andreas Homoki in den ersten anderthalb Jahren durch einige verunglückte Produktionen und eine entsprechend magere Platzauslastung abgebremst wurde, ist Berlins kleinstes Opernhaus plötzlich spürbar im Aufwind. Die kritischen Stimmen sind weitgehend verstummt, die musikalische Aufbauarbeit von Chefdirigent Kirill Petrenko wird weithin beachtet, und nach dem viel diskutierten Smash-Hit von Mozarts Entführung aus dem Serail in der polarisierenden Inszenierung von Calixto Bieito (letztmalig in dieser Spielzeit am 4.

freut sich über das kleinste Opernhaus Nicht wenige hatten die Komische Oper schon verloren gegeben: Nachdem der Neustart unter Andreas Homoki in den ersten anderthalb Jahren durch einige verunglückte Produktionen und eine entsprechend magere Platzauslastung abgebremst wurde, ist Berlins kleinstes Opernhaus plötzlich spürbar im Aufwind. Die kritischen Stimmen sind weitgehend verstummt, die musikalische Aufbauarbeit von Chefdirigent Kirill Petrenko wird weithin beachtet, und nach dem viel diskutierten Smash-Hit von Mozarts Entführung aus dem Serail in der polarisierenden Inszenierung von Calixto Bieito (letztmalig in dieser Spielzeit am 4.1.) kann sich das Haus nun sogar eher unauffällige Produktionen wie Stephen Sondheims Thriller-Musical Sweeney Todd (wieder am 7.1.) leisten, ohne dass die gesamte Presse gleich darüber herfällt.

Warum? Das Homoki-Haus hat es im Moment relativ leicht, in Berlin eine gute Figur zu machen: Die Staatsoper hatte mit ihren beiden ersten Saisonpremieren (dem sterbenslangweiligen Opernverschnitt „Takemitsu – My way of Life“ und der szenisch allzu halbherzig geratenen „Carmen“) wenig Glück, während die Deutsche Oper derzeit noch durch den Kursschwenk ins Musiktheater der Sechzigerjahre paralysiert ist, den der zwischendurch als Berater hinzugezogene Wiener Opernchef Ioan Holender dem Haus verordnet hatte. Die Proteste bei der letzten Premiere, Puccinis „Manon Lescaut“ (wieder am 7.1.), zeigten allerdings, dass Berlin eben doch nicht Wien ist – und dass historisches Ausstattungstheater für ein Publikum, dass immerhin zwei Jahrzehnte Götz Friedrich hinter sich hat, auch keine Lösung mehr ist.

Die Komische Oper liegt so in der Saisonwertung unangefochten vorn: auch mit Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk (wieder am 5.1.). Und durch die Zusammenarbeit mit Don Quijote konnte sich das Haus vorteilhaft als Spielstätte für das Musiktheater der Gegenwart profilieren. Berlins neuer Opernstiftungschef Michael Schindhelm hat zumindest ein Haus, um das er sich keine Sorgen machen muss.

Jörg Königsdorf

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