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Kultur: Habt euch lieb

Film, PR und Presse: ein Akademie-Gespräch

Es gab einen Moment von „Schreinemakers“ in der Akademie der Künste am Dienstag Abend: Duftig-blond beugt sich Heike-Melba Fendel, von Beruf PR-Referentin, zu Günter Rohrbach. „Ich verstehe, dass Sie verletzt sind“, sagt sie voller Wärme. Und dann ein wenig streng: „Aber das ist kein Grund für eine professionelle Beschwerde.“

Die hatte Rohrbach, Produzent von Millionenfilmen wie „Das Boot“ und Präsident der Filmakademie, Anfang des Jahres im „Spiegel“ eingelegt: Die Filmkritiker seien ungerecht gegenüber Mammutproduktionen wie „Das Parfum“, kleine Streifen wie „Sehnsucht“ würden sie dagegen feiern. Und glauben würden ihnen noch nicht einmal ihre Leser, das zeigten die Zuschauerzahlen der beiden Filme. Diese Polemik war Ausgangspunkt für die Podiumsdiskussion am Dienstag, ihr offizieller Titel „Beispiel Filmkritik: Journalismus und Public Relation“, die Mitwirkenden: Rohrbach in der Rolle des Großproduzenten, Anke Zindler als kühl kalkulierende PR-Frau, Heike-Melba Fendel als PR-Frau mit Herz für die unabhängige Kritikerschar und dann die unabhängige Kritikerschar selbst.

Eigentlich läge ihm sehr an dieser unabhängigen Kritikerschar, versicherte Rohrbach. Und deshalb hatte er auch gleich einen Tipp für sie parat: Sie sollten versuchen, ein wenig mehr wie Elke Heidenreich zu sein, die habe mit ihrem Enthusiasmus des Lesers Vertrauen gewonnen. Doch während Rohrbach die Kritiker-Rezipienten-Beziehung Kopfzerbrechen bereitete, ging es den anwesenden Vertretern des Berufsstandes um anderes: Sie seien allein dem Gegenstand, der Kunst, verpflichtet, sagte „Zeit“-Kritiker Ulrich Greiner. Rohrbach suchte nach Worten für diese Haltung, „elitär“ soufflierte ihm Greiner lächelnd selbst, und Rohrbach wiederholte: „Eine elitäre Vorstellung.“ Filmkritiker Rüdiger Suchsland dagegen beklagte die Macht der PR-Branche mit ihrer „Bewusstseinsindustrie“, ihren Schwarzen Listen für mißliebige Kritiker, ihren Vorführungen speziell für Chefredakteure, um diese auf filmfreundlichen Kurs zu bringen. Als einzigen Ausweg sah Jan Schulz-Ojala vom „Tagesspiegel“ eine strikte Trennung. Sie stünden beileibe nicht auf zwei Seiten desselben „imaginären Tresens“, wies er Anke Zindler zurück, die dieses Bild bemüht hatte, um das Verhältnis zwischen PR und Presse zu beschreiben. „Wir sind noch nicht einmal im selben Haus.“ So verhärtete Fronten wollte Moderator Rainer Rother nicht stehen lassen: Die Liebe zum Film verbinde sie doch alle, sagte er am Ende des Abends – noch einmal etwas „Schreinemakers“.

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