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Kultur: Häuser und Geister

Der Schriftstellerin Isabel Allende zum 70.

Die Zahlen, mit denen der Suhrkamp Verlag Isabel Allendes neuen Roman „Mayas Tagebuch“ bewirbt, sind beeindruckend. Die Startauflage liege bei 100 000 Exemplaren, heißt es in der Programmvorschau, die Gesamtauflage ihrer Bücher betrage in Deutschland 7,5 Millionen, und allein von Allendes letztem Roman „Die Insel unter dem Meer“ sollen hierzulande 250 000 Exemplare verkauft worden sein. Diese Zahlen sind natürlich mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, doch zeigen sie trotzdem: Die 1942 geborene Isabel Allende ist eine echte Publikumsautorin. 

Als solche begegnet sie gerade ihren Kritikern mit großer Gelassenheit. Da lächelt sie nur, wenn ihr beim Erscheinen eines neuen Romans wieder einmal zu große Gefühligkeit, Hang zum Kitsch und Pseudo-Feminismus vorgeworfen wird. Und da weiß sie, ohne sich groß darum zu scheren, dass sie von der Literaturkritik eben für immer und ewig an ihrem Debütroman „Das Geisterhaus“, der 1983 ein Welterfolg wurde, und mit Abstrichen auch an dessem Nachfolger „Von Liebe und Schatten“ gemessen wird. Beides Bücher, die aus dem großen Reservoir ihres bis dato schon bewegten Lebens und das ihrer Familie schöpften; der eine eine fantasievolle, voller Geschichten und auch voller chilenischer Geschichte steckende Familiensaga, der andere mehr eine Politreportage als ein Roman, unter anderem über die Massenmorde des Pinochet-Regimes.

In Lima als Tochter eines chilenischen Diplomaten und Cousins von Salvador Allende geboren, kehrte Isabel Allende nach der Trennung der Eltern mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern 1945 nach Chile zurück, wo sie einen großen Teil ihrer Kindheit und frühen Erwachsenenzeit verbrachte. Sie wurde eine erfolgreiche Journalistin, gründete Chiles erstes betont feministisches Magazin, benannt nach ihrer erstgeborenen Tochter Paula, und emigrierte nach dem Putsch 1975 über Madrid nach Venezuela.

Wenngleich Allende auch nach dem Ende des Pinochet-Regimes nie wieder für längere Zeit in ihre Heimat zurückgekehrt ist und heute mit ihrem zweiten Ehemann in Kalifornien lebt, so hat sie gerade in Chile doch immer wieder die Stoffe für ihre inzwischen 19 Bücher gefunden. So in den autobiografischen Romanen „Paula“, der das Sterben und den Porphyrie-Tod Paulas 1992 in einem Madrider Krankenhaus zum Anlass nimmt, sich der eigenen Kindheit und Jugend zu erinnern, in „Das Siegel der Tage“ und vor allem in dem sehr schönen, der Mentalität ihrer Landsleute wunderbar auf den Grund gehenden „Mein erfundenes Land“. Oder in dem historischen Roman „Inés meines Herzens“, der die spanische Eroberung Chiles aus der Perspektive einer spanischen Frau (und Geliebten unter anderem von Pedro de Valdiva) nacherzählt.

Und auch ihr neuer Roman „Mayas Tagebuch“ ist größtenteils auf einer abgelegenen Insel im Süden Chiles angesiedelt und enthält eine neben den historischen Exkursionen für Allende inzwischen typische Mischung aus Familiengeschichte, weiblicher Selbstfindung und politischer Spurensuche. Am heutigen Donnerstag feiert Isabel Allende ihren 70. Geburtstag. Gerrit Bartels

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