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Kultur: Hallo, Hampelmann

Pubertär: „What a Man“ von Matthias Schweighöfer

Um zu rekapitulieren: „Männer haben Muskeln / Männer sind furchtbar stark / Männer können alles / Männer kriegen ’nen Herzinfarkt“. Zum Beispiel, wenn sie sich im Kleiderschrank der Exfreundin verstecken, weil die gerade mit dem neuen kapitalen Hengst ins Schlafzimmer drängt. Und dabei auf eine stattliche Dildosammlung stoßen, die ihnen in der langjährigen Beziehung nie aufgefallen war: Uiuiui, ist das peinlich! Wie ein Klimbim-Gag ohne Pointe.

Noch peinlicher ist es allerdings, dass Matthias Schweighöfer in seinem Regie-, Co-Autoren- und Produzentendebüt die Dildo- und Verklemmter-Sex-Witze nicht enden lassen will. Sein Protagonist Alex – Schweighöfer verkörpert ihn vom gehemmten Lehrer schlichtweg hin zum blendend aussehenden Schweighöfer selbst – tapst auf der Suche nach Männlichkeit und der Antwort auf Grönemeyers rhetorische Frage von einem Klischee ins nächste.

Das Camp im Wald, bei dem der innere Höhlenmann durch Schreien und Bäumefällen geweckt werden soll; die Sex-Verletzung beim Seitensprung, der in der Notaufnahme endet und bei dem Worte wie „Analspreizer“ eingebaut werden, um Pubertätskichern zu evozieren; der „Gotcha“-Paintball-Reinfall; die vollbusige Verführerin, die Alex kichernd Sprühsahne in den Mund drückt, bevor sie ihn ans Dekolleté presst – Szenen wie aus einem 80er-Jahre-Doris-Dörrie-Film. Nur mit viel, viel schlechterem Timing, bei dem bald die Unterarmhaare erigieren.

Zusammen mit Drehbuchautor Doron Wisotzky habe man sich „hingesetzt und die Beziehungen auf den Tisch gekloppt“, sagt Schweighöfer im Interview. Ratzfatz war das Treatment mit den wirklich erlebten „lustigsten, absurdesten und tragischsten“ Ereignissen fertig, genauso schnell waren Co-Produktion und Förderung geklärt. „Komödien laufen generell gut. Und ich würde so einen Stoff immer kommerziell machen.“ Also zwingend mit Happy End: Alex begreift, dass seine langjährige beste Freundin mit den Weltretterflausen im Kopf eine bessere Wahl ist als die zickige Ex. Und folgt der Pandawohltäterin zum Flughafen, um ihr genau das zu sagen. Nur: Wie oft müssen denn noch Männer einer Frau zum Flughafen folgen, um ihr in letzter Sekunde die Liebe zu gestehen? Wie oft muss man sich jenseits der 16 noch Männergruppen- und Pimmelwitze anhören?

Seltsam, als Schauspieler – und mit den entsprechenden Regisseuren – zeigt Schweighöfer, der Fragen nach dem familiären Weihnachtsessen schon mal mit „Bei uns gibt’s Phosphatriemen“ (gemeint ist: Wurst) beantwortet, verlässlich genuinen Humor und präzises Timing. Vielleicht aber ist der Geschlechterkampf zwischen 30-Jährigen im Kino schon so hinreichend behandelt worden, dass fast jeder Gag auf Mario-Barth-Level landet. So bleibt „What a Man“ bloß das Selbstdarstellungsvehikel seines Regisseurhauptdarstellers, simpel gestrickt und noch simpler erzählt.

In 19 Berliner Kinos

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