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Backsteinexpressionismus. Ansichten des Chilehauses von Fritz Höger.

© dpa

Hamburger Speicherstadt ist Weltkulturerbe: Denkmal auf Eichenpfählen

Die Unesco hat die Hamburger Speicherstadt und das Kontorhausviertel in seine Weltkulturliste aufgenommen. Die Speicherstadt, die ab 1883 errichtet wurde, ist ein weltweit einmaliges Bauensemble aus der Ära der Industrialisierung. Hamburg jubelt.

Deutschland hat eine 40. Welterbestätte. Das Unesco-Welterbekomitee hat am Sonntag die Hamburger Speicherstadt und das Kontorhausviertel in die Liste des Unesco-Welterbes auf. Eine zweite Chance bekommt die Bewerbung des Naumburger Doms und der hochmittelalterlichen Herrschaftslandschaft im Saale-Unstrut-Gebiet. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagte, er freue sich „außerordentlich“ über den Erfolg. „Wir sind uns der großen Ehre bewusst und nehmen nun gern die Verantwortung für den Schutz und die Vermittlung dieses Erbes wahr.“

In seiner Entscheidung betonte das Welterbekomitee, dass das Kontorhausviertel auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert symbolisiere. Zum Kontorhausviertel gehört auch das Chilehaus, das 1922 bis 1924 nach Entwürfen von Fritz Höger gebaut wurde. Das spitz zulaufende, backsteinexpressionistische Gebäude beherbergte zeitweilig die „Spiegel“-Redaktion. Höger, zu dessen Werken auch das Anzeiger-Hochhaus in Hannover und die Kirche am Hohenzollerndamm in Berlin gehören, ist bis heute umstritten. Der Architekt war mit avantgardistischen Künstlern befreundet, schwärmte aber für alles „Nordische“. Er trat bereits 1932 der NSDAP bei, kündigte seinem engen Mitarbeiter Ossip Klarwein, weil er Jude war, und lieferte Pläne für das Hamburger Gauforum.

Speicherstadt wurde auf Eichenpfählen auf einer Inselgruppe in der Elbe errichtet

Zusammen mit der Speicherstadt bildet das Ensemble nun die 40. Welterbestätte in Deutschland. Die Speicherstadt ist auf Eichenpfählen auf einer Inselgruppe in der Elbe errichtet worden und besteht aus 15 großen Backsteinlagerhäusern in neogotischer Architektur. Sie wurde ab 1883 als Teilstück des Hamburger Freihafens erbaut und gilt weltweit als der am besten erhaltene Lagerhauskomplex aus dem Zeitalter der Industrialisierung. Durch die Zunahme des Containerumschlags hat die Speicherstadt ihre ursprüngliche Funktion der Zwischenlagerung weitgehend verloren.

Heute beherbergt sie auf einer Nutzfläche von 630 000 Quadratmetern neben zahlreichen Teppichhändlern und Büros auch ein Speicherstadtmuseum, ein Zollmuseum und ein Gewürzmuseum. Seit dem Jahr 2000 ist auch die größte Modelleisenbahnanlage der Welt dort untergebracht.

Zu den neuen Welterbestätten zählt auch der Botanische Garten in Singapur

Die UN-Kulturorganisation Unesco hatte bei ihrer jährlichen Konferenz in Bonn bereits am Samstag elf weitere Stätten auf die Welterbeliste aufgenommen und am Sonntag neben der Hamburger Speicherstadt weitere vier. Zu den neuen Welterbestätten zählt auch der Botanische Garten in Singapur als erste Welterbestätte des südostasiatischen Landes.

Außerdem gehören neu zum Welterbe die Weinbauparzellen im französischen Burgund und die Weinberge der Champagne, die Festungsmauern der Kurdenmetropole Diyarbakir in der Türkei sowie Stätten im Iran, in China, Südkorea sowie in der Mongolei. Auch die Herrnhuter-Siedlung Christiansfeld in Dänemark ist nun Welterbe. Sie wurde 1773 als Kolonie einer aus Herrnhut in Sachsen stammenden evangelisch-lutherischen Glaubensgemeinschaft gegründet.

Durchgefallen ist eine Bewerbung der Wikingerkultur, an der auch Deutschland beteiligt war. (mit AFP und dpa)

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