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Kultur: Handkes Tragödie

Claus Peymann ist gut drauf.Zum letzten Mal sitzt er den eher ungeliebten Vertretern der Wiener Presse gegenüber.

Claus Peymann ist gut drauf.Zum letzten Mal sitzt er den eher ungeliebten Vertretern der Wiener Presse gegenüber.In der auf seine Initiative errichteten Probebühne des Burgtheaters, bittet der scheidende Direktor zur letzten Pressekonferenz.Hauptthema ist das druckfrische Werk "Weltkomödie Österreich", das in Wort und Bild 13 Jahre Peymann in Wien nacherzählt.Auf 1300 Seiten wird hier eine Ära dokumentiert, die Peymann selbst als "Königsetappe" bezeichnet.Hinter Peymann steht die Probendekoration für seine letzte Wiener Inszenierung, die Uraufführung von Peter Handkes Jugoslawiendrama "Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg".Selten habe er ein so interessantes Stück inszeniert, schwärmt Peymann."Es ist vielleicht die erste Tragödie, die Handke geschrieben hat.Ein Stück über die schrecklichste Krankheit der Menschheit: den Krieg." Für "vieles", was Handke in Interviews über den Kosovo-Konflikt geäußert hat, habe er Verständnis; den Büchner-Preis, den der Dichter zurückgegeben hat, solle man ihm jetzt wieder verleihen: "Jetzt hätte er ihn vielleicht verdient.Daß sich einer gegen alle stellt, ist eine Büchnerische Haltung." Der "Kriegswahn" der deutschen Bundesregierung ist für Peymann so "unfaßbar", daß er "fast schon wieder Sehnsucht nach Kohl" habe."Der hätte zweimal Jelzin angerufen, und die Sache wäre erledigt gewesen."

In Berlin wird "Die Fahrt im Einbaum" (Premiere am 9.Juni) aus technischen Gründen nicht zu sehen sein; aus dem Wiener Repertoire übersiedeln Franz Xaver Kroetzens "Eingeborene", Peymanns Bernhard-Inszenierungen "Der Theatermacher" und "Vor dem Ruhestand" sowie Handkes "Publikumsbeschimpfung".Auch einen Uraufführungsplan hat der künftige BE-Intendant verraten: Peymann will in seiner ersten Spielzeit am Berliner Ensemble "Eine kleine Trilogie des Todes" von Elfriede Jelinek auf die Bühne bringen.Eines der drei (zunächst gar nicht zur Aufführung bestimmten) Dramolette wurde für die "Weltkomödie Österreich" geschrieben.Danke und auf Wiedersehen "in einem anderen Leben".

WOLFGANG KRALICEK

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