zum Hauptinhalt

Kultur: Hau weg die Kugel

GSW - Gunshot Wound heißt das Kürzel, das amerikanische Ärzte verwenden müssen, wenn sie Schußwunden versorgen.Der widerliche Quacksalber aber, der erst aus dem Whiskeyglas säuft, bevor er sein medizinisches Besteck darin sterilisiert, wird gar nichts melden.

GSW - Gunshot Wound heißt das Kürzel, das amerikanische Ärzte verwenden müssen, wenn sie Schußwunden versorgen.Der widerliche Quacksalber aber, der erst aus dem Whiskeyglas säuft, bevor er sein medizinisches Besteck darin sterilisiert, wird gar nichts melden.Während der Prozedur in einer Absteige, in der sich Porter (Mel Gibson) zwei Kugeln aus dem Rücken schneiden läßt, beginnt er aus dem Off seine wüste Geschichte zu erzählen.Eine Abrechnungsgeschichte, Porters Motiv ist klar, sein Ziel ist es auch, und dennoch gerät hier eine Welt aus den Fugen.Nicht zufällig sehen wir die Vorgänge aus der Perspektive des am Boden liegenden Opfers: der Verrat des Komplizen Val (Gregg Henry) und der eigenen Ehefrau (Deborah Kara Unger) haben Porter aus dem Gleichgewicht gebracht.Er wurde um seinen Beuteanteil von 70 000 Dollar betrogen, nur der Gedanke an Vergeltung hält ihn noch am Leben.

Ein Mann der Tat, aber ein Held? "Hamlet", "Braveheart" und auch "Fletchers Visionen" - das waren ganz andere Aufgaben für den rührend sympathischen Mel Gibson, doch auch als zynischer Superrächer Porter ist er hinreißend wie sonst.Wie ferngesteuert vom Vergeltungstrieb arbeitet er sich an den Feind heran, wobei das Kapitel mit seiner heroinabhängigen Frau schnell abgeschlossen ist.Erst treibt es ihn zu Val, wo ihm eine chinesische Domina einen Teil des Jobs lustvoll abnimmt, und schließlich zu dessen Auftraggebern.Boss um Boss, Zug um Zug, bis nur noch einer übrigbleibt: Bronson - der charmante Kris Kristofferson, wie Mel Gibson in einer Antirolle.

Ein ultraharter, ein faszinierender Film (Regie: Brian Helgeland), denn um Action pur geht es hier nicht.In einem bleigrauen Chicago mit heruntergekommenen Häusern spiegelt sich eine kaputte Welt.Gestörte, skrupellose Menschen, ein Mord perfider als der andere.Im letzten Drittel allerdings gerät die Geschichte an einen gefährlichen Punkt: sie kippt ins Surreale und parodiert sich damit selbst.Porter wird Superman, unverwundbar, unsterblich - und langweilig.

Auf 25 Berliner Leinwänden; Kurbel und Cinemaxx Potsdamer Platz (OV)

CARLA RHODE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false