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Wie in Trance. Pantha du Prince führt "Conference of Trees" auf.

© Mareike Timm

Haus der Kulturen der Welt: Pflanzt mehr Bäume!

Pantha du Prince spielt grünen Techno im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Nebel und moosig-grünes Licht verbreiten am Samstagabend eine mystische Atmosphäre im Haus der Kulturen der Welt. Auf der Bühne steht der Techno-Musiker und Konzeptkünstler Pantha du Prince mit einem Percussion-Ensemble, unter einem Dach aus Baumstämmen. Nachdem sich die wabernden Sounds allmählich gebündelt haben, werden die Schläge der Marimba höher und hohler, der Rhythmus schneller. Dann bricht Sonnenlicht durch den Wald, der bauchige Wohlklang eines Cellos wärmt, Ruhe kehrt ein. Im Unterholz knistert und knackt es. Über einer Schlucht scheinen sich die Klänge schließlich aufzulösen.

Hendrik Weber alias Pantha du Prince hat sich in den Wäldern umgehört und der Kommunikation innerhalb eines Ökosystems mit einer audiovisuellen Komposition nachgespürt. Für seine „Conference of Trees“ hat er mit Håkon Stene und Bendik Kjeldsberg, Manuel Chittka, dem Schlagzeuger der Band Messer, und dem Jazzmusiker Friedrich Paravicini Saiten- und Schlaginstrumente aus verschiedenen Holzarten zusammengestellt, und ihre Klänge mit Elektro-Sounds vereint. Die Waldbilder hat Weber selbst gefilmt.

Die Musiker betreten mit Kopfschmuck und Schamanen-Kleidung die Bühne, doch schnell haben sie sich ihrer Kostüme wieder entledigt. Die Komposition klingt kraftvoll, in einer Passage schiebt sich ein röhriger Sound wie ein vor Kraft strotzendes Wurzelgeflecht immer tiefer in die Klangschichten. Später wird die Musik flächiger, sodass man sich wie von Holz umgeben fühlt.

Die sinnliche Erfahrung eines Rave stellt sich später ein

Über der zum Dach geformten Projektionsfläche tanzen Lichtpunkte. Und trotzdem bleibt die Dramaturgie nicht nachvollziehbar, ein wirklicher Dialog entsteht nur selten. Die Klänge können ihre Fülle nicht entfalten. Die sinnliche Erfahrung eines Raves stellt sich erst später ein, als die Baumwipfel verschwinden und kühles Licht die Bühne einhüllt. Das lockt das Publikum an den Bühnenrand, wie in Trance tanzt es vor den grünen Leuchtlianen.

Bei „Plants and Animalia“, einer Zusammenarbeit der Klangforscherin Christina Ertl-Shirley alias C.E.S. und der Komponistin Felicity Mangan, ist der Handlungsstrang eindeutiger. Umsäumt von Zimmerpflanzen präsentiert das Duo seine Komposition aus „Field Recordings“ von Tieren und Naturgeräuschen, die Stimmen von Bienen, Fliegen, Fröschen und Vögeln winden sich in die Höhe – bis sich aus der Ferne bedrohliches Dröhnen zu nähern scheint. Man meint, die hektischen Bewegungen der Tiere im Raum zu spüren. Ähnlich wie Pantha du Prince geht es Ertl-Shirley und Mangan darum, ein Verständnis für die Bedeutung der Natur zu vermitteln. Der Produzent bringt die Botschaft zum Abschied auf den Punkt: „Pflanzt mehr Bäume.“

Helena Davenport

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