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Kultur: Heiliges Gezwitscher

Ein zentrales Kammermusikwerk des 20 Jahrhunderts zog bei einem BSO-Abend im kleinen Saal des Konzerthauses die Hörer in den Bann: Olivier Messiaens symbolträchtiges „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett auf das Ende der Zeit). Messiaen hat es 1940/41 im Kriegsgefangenenlager Görlitz komponiert.

Ein zentrales Kammermusikwerk des 20 Jahrhunderts zog bei einem BSO-Abend im kleinen Saal des Konzerthauses die Hörer in den Bann: Olivier Messiaens symbolträchtiges „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett auf das Ende der Zeit). Messiaen hat es 1940/41 im Kriegsgefangenenlager Görlitz komponiert. Ebenso wie in seiner Oper um den heiligen Franz von Assisi geht es dem gläubigen Katholiken Messiaen auch in seinem Quartett nach Versen aus dem 10. Kapitel der Offenbarung des Johannes um die Beschwörungen des Göttlichen. Bei dem Werk spielen nicht nur Messiaens theologische Bindung und die Neigung zu mythischer Tiefe eine Rolle, sondern auch seine Erforschung des Rhythmus, vor allem aber auch sein Vergnügen am Vogelgesang.

Ralf Forster (Klarinette), Michael Erxleben (Violine), Stefan Giglberger (Violoncello) und Gerald Fauth (Klavier) musizierten Messiaens komplexes Endzeitspiel mit empfindsamster Klangpoesie und einer auch vom Geistigen her intensiv erfühlten Musizierhaltung. Sie loteten Messiaens glühende Klangsprache, sein fremdartig flimmerndes Farbspektrum, seine verwirrenden Rhythmen und die tänzerische Fröhlichkeit rundum aus. Der ekstatische Tonfall beim großen Klarinettensolo „Über dem Abgrund der Vögel“ wird ebenso nachklingen wie die lodernde Farbkraft der Cello-Melodie beim „Lobgesang auf die Ewigkeit Jesu". Am Anfang kam das e-Moll-Klaviertrio von Dmitri Schostakowitsch mit einer nicht minder persönlich ansprechenden Ausdruckskraft und einer aufblitzenden spielerischer Brillanz zur Aufführung. Die sarkastischen, totentanzartigen Momente wurden von Fauth, Erxleben und Giglberger bis an die Schmerzgrenze hochgepeitscht. Eckart Schwinger

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