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Heine-Preis: Handke-Streit kommt in NRW-Landtag

Die Auseinandersetzungen um die Vergabe des Heinrich-Heine-Preises an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke werden nun auch Thema im NRW-Landtag. Im Fokus steht dabei Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff, der bei der Jury-Entscheidung für Handke gefehlt hatte.

Düsseldorf/Frankfurt/Main - Mit der umstrittenen geplanten Vergabe des mit 50.000 Euro dotierten Heinrich-Heine-Preises an den österreichischen Autor Peter Handke wird sich jetzt auch der nordrhein-westfälischen Landtag befassen. In die Schusslinie geriet Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU), der als Vertreter des Landes nicht an der Abstimmung der Preisjury teilgenommen hatte. Die Grünen kündigte am Montag an, sein Fehlen zum Thema im Landtag zu machen. Handke, der wegen seiner pro-serbischen Haltung umstritten ist, wies die Kritik an seiner Position zurück.

Die Hintergründe der «in höchstem Maße unverantwortlichen» Abwesenheit Grosse-Brockhoffs sollen am Mittwoch in der Fragestunde des Parlamentes geklärt werden, kündigte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sylvia Löhrmann, in Düsseldorf an. Grosse-Brockhoff hätte die mit einer Stimme Mehrheit gefallene Jury-Entscheidung für Handke verhindern können, sagte Landtags-Vizepräsident Michael Vesper (Grüne). Der Staatssekretär verfügt nach Angaben der Grünen als Vertreter des Landes über zwei Stimmen in der Jury.

Grüne und SPD wollen auch die Position NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) geklärt sehen. Rüttgers hatte sich am Sonntag bei der Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, von der Vergabe des Heine- Preises an Handke distanziert.

Kritik kommt auch von der NRW-SPD. Es sei «inakzeptabel», dass Grosse-Brockhoff bei einer «solch bedeutenden Entscheidung wegen einer schweren Auseinandersetzung mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) nicht an der Sitzung teilnahm», sagte die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Claudia Nell-Paul.

«Ich habe nie eins der Massaker in den Jugoslawienkriegen 1991-95 geleugnet, oder abgeschwächt, oder verharmlost, oder gar gebilligt», schreibt Handke in einer in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) vom Dienstag veröffentlichten Entgegnung auf einen Kommentar in der FAZ vom 27. März. «Nirgendwo bei mir kann man lesen, ich hätte Slobodan Milosevic als "ein" oder "das Opfer" bezeichnet», schreibt Handke. Er forderte dazu auf, «all meine Aufzeichnungen, Erzählungen, Berichte, Stücke der letzten fünfzehn Jahre zu Jugoslawien Wort für Wort» zu lesen. «Mir dünkt, mich bedünkt, für diese Schriften ist der Heinrich-Heine-Preis», schreibt Handke.

Handke hatte die Serben im Balkankrieg verteidigt. Erst im März hatte er bei der Beerdigung des ehemaligen Diktators Milosevic eine Rede gehalten. Daraufhin hatte die Comédie Francaise in Paris Handkes Stück «Spiel vom Fragen» vom Spielplan 2007 genommen. (tso/dpa)

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