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Kultur: Herr der Bücher

Zum Tod von Heinrich Hugendubel

Heinrich Hugendubel war der einnehmende Kopf der gleichnamigen Buchkaufhäuser. Als bescheiden, belesen und freundlich schildern Freunde den Mann, der mit 23 Jahren in das seit 1865 bestehende Familienunternehmen eintrat und es zur drittgrößten Buchhandelskette der Republik ausbaute. Er übertrug 1979 am Münchner Marienplatz als Erster das Konzept des Warenhauses auf das Geschäft mit Büchern und expandierte stürmisch. Die vorerst letzte der 32 Filialen eröffnete im April 2004 in der Wilmersdorfer Straße in BerlinCharlottenburg.

Während der Umsatz des Buchhandels im letzten Jahr stagnierte, erwirtschafteten 850 Hugendubel-Angestellte auf 48 000 Quadratmetern Verkaufsfläche in bester Lage ein Plus von sechs Prozent (Umsatz 2004: 230 Millionen Euro).

Hugendubel beteiligte sich mit 49 Prozent an der Zürcher Buchhandelskette Orell-Füssli und gründete 1994 mit dem katholischen Buchversand Weltbild die profitable Billigkette Weltbildplus. Hin- zu kommen Engagements bei den Verlagen Ariston, Diederichs, Irisiana und Kailash. Beinahe wäre Hugendubel auch die Fusion mit der Thalia-Kette geglückt, doch der jetzige Branchenerste (Umsatz 2004: 448,6 Millionen) entschied sich für den Parfümerie-Konzern Douglas.

Nicht nur durch schiere Größe, Leseecken und ein Cafe in jeder Filiale veränderte Hugendubel den Buchhandel. Als Erster empfing er keine Verlagsvertreter mehr und bestellte Bücher stattdessen beim Großhandel, was für kleinere Verlage das Aus bedeutete. Die größeren und großen Verlage jedoch schätzen den guten Kunden und erwähnen gern, dass jede Hugendubel-Filiale in gewissen Grenzen eigene Schwerpunkte setzen kann. Schon vor zwei Jahren hat der Pionier der Buchkaufhäuser seine Kinder Nina und Maximilian in die Geschäftsführung berufen. Nun ist er in der Nacht zum Donnerstag nach langer, schwerer Krankheit mit 68 Jahren gestorben. pla

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