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Kultur: Herrenwitze ohne Füße

Für Erwachsene: "Der Geist von Canterville" am PrenzlbergVON MICHAEL ZÖLLNERBei Puppentheater denkt man unweigerlich an seine eigene Kindheit, Kasperletheater und die Augsburger Puppenkiste.Somit ist das Interesse an Puppenspiel zeitlich begrenzt, denn für die meisten ist diese Unterhaltungsform ebenso passé wie ihre eigene Kindheit.

Für Erwachsene: "Der Geist von Canterville" am PrenzlbergVON MICHAEL ZÖLLNERBei Puppentheater denkt man unweigerlich an seine eigene Kindheit, Kasperletheater und die Augsburger Puppenkiste.Somit ist das Interesse an Puppenspiel zeitlich begrenzt, denn für die meisten ist diese Unterhaltungsform ebenso passé wie ihre eigene Kindheit."Die Schaubude" in Prenzlauer Berg versucht nun, das Handpuppentheater von seinem Weihnachts- und Kinderimage zu befreien und es im Berliner Abendspielplan zu etablieren: "Der Geist von Canterville", frei nach Oscar Wilde, soll auch Zuschauer locken, die nicht mehr in die Schule gehen.Eine Familie aus der Stadt kauft ein altes Schloß auf dem Lande und wird fortan von den Hausgeistern terrorisiert.Weil diese allerdings ziemlich aus der Übung sind, ist der Grusel mäßig, und die neuen Mitbewohner zeigen sich wenig beeindruckt.Wie zu erwarten, sind die Gespenster bald verschreckter als die Opfer.Die Geschichte endet mit einem vom Spuken erlösten Geist, einem nicht mehr therapiebedürftigen Mädchen und einigen neuen Geistern.Das klingt nicht nur nach Kindertheater, das ist es auch.Leider wollte das Regie-Team (Regina Wagner, Irene Winter, Torsten Gesser, Rolf Herold) sich nicht auf diese Altersgruppe beschränken, daher leidet die Inszenierung an dem Versuch, es allen recht zu machen.Für Kinder ist sie zu brutal, für ältere Zuschauer schlicht langweilig.Mit etwas Mord und Totschlag sowie peinlichen Kalauern ("Harald, kommst du?" - "Ja, ja, Gisela, ich komme!") meinte man wohl, auch das ältere Publikum unterhalten zu können.So dümpelt das Stück zwischen lahmen Pointen und verschämten Herrenwitzen, die man auch keiner anderen Inszenierung verzeihen würde.Warum also einem Puppentheater? So rühmlich der Versuch ist, neue Wege zu gehen, noch ist man nicht ans Ziel gelangt - mit den wunderschönen Handpuppen von Ralf Wagner hätte sich Besseres erreichen lassen. Schaubude, wieder vom 20.-23., 27.-29.März, 3.-5.April, jeweils 20 Uhr.

MICHAEL ZÖLLNER

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