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Kultur: Hier klaut der Meister

FESTWOCHEN

Sergei Prokofjew ist bis heute eine rätselhafte Gestalt geblieben. Soll seine Entwicklung, die von fulminanter Avantgarde in immer süßere Tonalitätsgefilde abdriftete, als Anpassung an sowjetische Kulturdiktate gedeutet werden oder doch als freie Entscheidung für lyrische Vereinfachung? Wenig Licht ins Dunkel brachte das von Michail Jurowski geleitete Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im Konzerthaus . Zwar ging alles mit Anstand und auch so viel Temperament über die Bühne, dass zumindest die 7. Sinfonie stürmischen Beifall erntete. Die filigranen Melodiebögen ihres Beginns aber gingen bald in behäbige Motorik über, ertranken schier in dicklichem Pathos. Ohne ausreichende Transparenz, schlanke und kühle Präzision blieben selbst das Andante und das Zirkusatmosphäre atmende Finale etwas bieder. Der Biss fehlte auch Prokofjews Musik zu Michail Romms „Pique Dame“-Film, die jahrzehntelang in stalinistischen Schubladen schlummerte. Sie uraufzuführen ist verdienstvoll, doch ob sie der Mühe lohnte, blieb fraglich. Die deutsche Erstaufführung der 8. Sinfonie von Alfred Schnittke schließlich ließ vor allem Eklektizistisches anklingen. Dass seine „Antiquitäten nicht gestohlen, sondern gefälscht“ seien, wie Schnittke sagt, machte seine düster seufzenden Klangflächen nicht besser.

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