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Kultur: Hier kocht Captain Kirk

Die futuristische Küche „Z. Island“ der Star-Architektin Zaha Hadid geht für einen handverlesenen Kundenkreis in Serie

Zaha Hadid, vor zwei Jahren als erste Frau mit dem Nobelpreis der Architektur, dem Pritzker Preis, ausgezeichnet und damit in den Adelsstand ihrer Zunft erhoben, ist derzeit weltweit mit einer Vielzahl repräsentativer Bauprojekte betraut. Möbel entwarf die Star-Architektin und Designerin ebenfalls bereits einige: Teppiche für Vorwerk oder für Sawaya & Moroni ein silbernes „Tea und Coffee Set“, die Sofas „Moraine“ (2000), „Glacier“ (2001), „Z-Play“ (2002), die Sitzbank „Iceberg“ (2003) oder die von Zumtobel Staff produzierte Leuchte „Vortexx“ (2005). Nun hat sie erstmals im Auftrag der Firma DuPont ein komplettes Küchenkonzept, ihre visionäre Küche der Zukunft entwickelt, für das der acrylgebundene Mineralwerkstoff Corian von DuPont zum Einsatz kam und das offiziell den Namen „Z. Island by DuPont™ Corian®“ trägt.

Z. Island wirkt wie das Interieur aus einem Science-Fiction-Film und besteht im Wesentlichen aus zwei Kücheninseln: zwei freistehende Elemente, organisch geformte Küchenskulpturen, von denen eines dem Bereich „Feuer“ und das andere dem Bereich „Wasser“ zugeordnet ist. Koch- wie Waschinsel sind aus strahlend weißem Corian, dem steinharten Naturmineral, von dessen fleckabweisender Oberfläche sich auch Kratzer und selbst Messerspuren problemlos beseitigen lassen.

Kaum jemand wäre überrascht, würde plötzlich Captain Kirk mit dem berühmten Befehl „Beam me up, Scotty!“ auf den Lippen das Cockpit des Küchen-Raumschiffs betreten, um das Kommando über ein mit 2000 Leuchtdioden (LEDs) besetztes Touchscreen zu übernehmen, das in die Kochinsel integriert ist. Mit diesem Steuerpult lassen sich alle Hightec-Funktionen von verschiedenfarbigem Licht bis hin zum Flachbildschirm für TV oder Computer, den iPod für Musik und selbst eine Duftbar regeln. Ein Rezept aus dem Internet auf den Monitor laden? Ebenso wenig ein Problem, wie sich in eine nach Tages- und Jahreszeit oder Stimmung ausgesuchte Duftwolke eigener Wahl hüllen zu lassen. In die „Feuer“-Insel wie in die Umgebung eingebaute Duftzerstäuber der Firma Oikos Fragrances machen eine Art ,Aromadisko‘ möglich. Zur extravaganten Kochstation – die von weitem aussieht wie eine auf dem Trockendock gestrandete Eisscholle – gehört ein Backofen mit seitlich zu öffnender Tür, ein Induktionskochfeld und eine spezielle Warmhaltezone. Aus der horizontalen Steuerungs- und Kochfläche entwickelt sich fließend und aus einem Guss im 45-Grad-Winkel der in die Vertikale hochgezogene, digitale Multimedia-Bereich mit Bildschirm. Die flachere „Wasser“-Insel hingegen zeigt eine kompakte, sechseckige Form, in die Spülbecken, Trockengestell, Geschirrspüler, Regale sowie ein Platz zur Essensvorbereitung integriert sind.

Zaha Hadid räumt gründlich auf mit gängigen Vorstellungen von Einbauküchen. Ein modulares Wandschrank-System für Lebensmittel und Küchengeräte macht ihre beiden futuristischen Kücheninseln komplett. Wie die Wandverkleidung, in der sich Lautsprecher- und Beleuchtungssysteme verbergen, sind auch die Wandschranktüren mit einer Reihe von reliefbesetzten Quadraten überzogen, die sich in verschiedene Richtungen drehen und dabei wellenartige Muster entstehen lassen. Hinzu kommen eine fünf Meter lange Bank und ein Empfangstresen in Schwarz, der Farbe „Nocturne“.

„Den Ausgangspunkt unseres Entwurfs bildeten eine Reihe formaler Studien, die sich mit den Begriffen ,Fluidität‘ und ,Fugenlosigkeit‘ beschäftigten. Diese resultierten aus vorherigen Projekten, die wir mit Corgan verwirklichten und die sich mit natürlichen Phänomenen wie dem Schmelzen von Eis und dem Fluss von Gletschern und ihren Moränen auseinandersetzten“, erklärt Zaha Hadid. „Mithilfe moderner 3D-Software gelang es uns, komplexe Oberflächen und ihre Eignung für das Wohnumfeld zu erforschen. Als ein maßgeblicher Vorteil dieser Designsprache können Dinge entworfen werden, die nicht nur fließend erscheinen, sondern auch optisch fugenlos die ergonomischen Anforderungen einer Kücheninsel in sich aufnehmen.“

So schnell hat eine Küche noch nie den Sprung von der Möbelmesse ins Museum geschafft. Erst im April wurde „Z. Island“ auf der „Eurocucina“ vorgestellt, der alle zwei Jahre im Rahmen des Mailänder Salone di Mobile stattfindenden Spezialmesse für Küchen. Nur zwei Monate später steht sie bereits im Guggenheim Museum in New York, wo sie noch bis zum 25. Oktober im Rahmen der Retrospektive von Zaha Hadid zu sehen ist.

Der italienische Luxusküchenhersteller Ernestomeda wird die Kücheninsel in einer Sonderserie produzieren. Nach Auskunft von Alberto Scavolini, geschäftsführender Direktor von Ernestomeda, soll sie Anfang 2007 auch für Endverbraucher im Handel erhältlich sein, als „Exklusiv-Produkt“ für einen handverlesenen Kundenkreis. Denn die Küchen- skulptur Hadids, mit Einbaugeräten der neuen Produktlinie „Attitude“ des Herstellers Scholtès komplett ausgestattet, wird sich in jenem oberen Preissegment bewegen, in dem eine Küche durchaus den Gegenwert eines Sportwagens kosten kann.

Elfi Kreis

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