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Kultur: Hihi, soso

"Jeder weiß, daß das Leben eine Parodie ist", notiert die Tanzcompagnie Rubato im Programmheft.In ihrer Produktion "Crazy Quilts" macht die Berliner Gruppe sich an die Parodie des an sich schon Parodistischen.

Von Sandra Luzina

"Jeder weiß, daß das Leben eine Parodie ist", notiert die Tanzcompagnie Rubato im Programmheft.In ihrer Produktion "Crazy Quilts" macht die Berliner Gruppe sich an die Parodie des an sich schon Parodistischen.Die Premiere wurde in den August gelegt, um noch am Tanzfest-Festival-Fieber teilzuhaben.Ein Quilt ist ein aus vielen verschiedenen Flicken zusammengenähtes Tuch; in Amerika gehören diese buntgemusterten Tücher zu den Familienerbstücken.In "Crazy Quilts" versucht sich die Truppe an einem choreographisch-szenischen Patchwork.Zu einem Ausschnitt aus den Ungarischen Tänzen von Brahms zeigt Dieter Baumann sich in wippender Nacktheit.Der Klassik-Ohrwurm befeuert hier nicht mehr die Tanzlust, ein seltsames Ruckeln durchfährt den Körper, dazu setzt der Akteur ein bleckendes Grinsen auf.

Heiterkeit, die ins Angestrengt-Grimassierende, gar Groteske verrutscht - das soll wohl Programm sein.Die fünf Akteure sitzen dann mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen artig an Resopaltischchen.Bei Resopaltischchen denkt natürlich jeder an den Marthaler-Viebrock-Bühnenmurx, unübertroffen in seiner dem Trostlosen abgetrotzten Komik.Wenn nun bei Rubato die Darsteller am Einpersonen-Tischchen sitzen, ihren Spielraum abmessen, ihr Territorium abstecken, dann ist das zwar eine freudlose Angelegenheit , aber beileibe nicht komisch.Gestisch, rhythmisch und gesanglich soll Vielstimmigkeit statt des Gleichklangs, das Ausscheren aus dem Kollektivkörper demonstriert werden."Crazy Quilts" stellt einen Versuch über das Eigene und das Fremde dar.Das Eigene präsentiert sich in Form von Eigenheiten; die ausgestellten Verschrobenheiten sind allerdings nur wenig aussagekräftig, und auch ihr Unterhaltungwert ist gering.Das Fremde kommt etwa in Gestalt von zwei ferngesteuerten Miniaturkampfmaschinen daher.Statt direkter Konfrontationen kann man einen Crash der Persönlichkeits-Verlängerungen in Form technischer Prothesen bestaunen.Die Monstergefährte können sogar sprechen: aus ihnen scheppern metallene Stimmen wie von Außerirdischen.

Fremd stecken die Darsteller aber auch in ihrem Körper.Neben heftigem Wackeln und Zittern sind Körpererkundungen von gehemmt bis hemmungslos zu sehen.Die Behauptung von Individualität beschränkt sich darauf, einem gefistelten Hihi ein gebrummtes Soso entgegenzusetzen.Uns soll in "Crazy Quilts" das Lachen beim Lachen vergehen, doch die Komik krepiert schon in ihren Anfängen oder verkichert sich ins Harmlos-Clowneske.

Wieder vom 28.-30.August und vom 1.-6.September, jeweils 21 Uhr.

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