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Kultur: Hildes Lied

Judy Winter spielt wieder „Der Teufel und die Diva“.

Die Sonne brennt, kein Lüftchen geht und ganz Berlin ist in der Spielzeitpause. Ganz Berlin? Nein, die privat betriebenen Hauptstadtbühnen können sich keine Sommerpause leisten, sie brauchen regelmäßige Einnahmen auch dann, wenn draußen 30 Grad herrschen. Darum spielen sie sowohl in Dieter Hallervordens Schlossparktheater als auch in den Charlottenburger Woelffer-Bühnen weiter. Bis zum 16. August tritt Judy Winter im Theater am Kurfürstendamm jetzt wieder als Hilde Knef auf. Und Intendant Martin Woelffer hofft, nach der 95-Prozent-Auslastung bei „Gerüchte, Gerüchte“ mit Maria Furtwängler und der ebenfalls sehr gut gelaufenen Komödie „Eine Sommernacht“ mit Tanja Wedhorn einen weiteren Publikumserfolg einfahren zu können.

„Der Teufel und die Diva“ heißt das erstaunlich bissige Stück von Fred Breinersdorfer und Katja Röder: Die gerade verstorbene Knef gerät darin heftig mit einem gewissen Herrn Mephisto aneinander. Der konfrontiert sie mit so manchem Detail aus ihrem Leben, über das sie eigentlich lieber nicht sprechen würde. Judy Winter geht mit geradem Rücken durch diese Lebensabrechnung, stark auch in den Gefühlsausbrüchen, im Schmerz. Und sie singt die Knef-Songs auf ihre eigene Art, fern jeder Imitation.

Als sie nach der Vorstellung mit einer Büchse in der Hand am Theaterausgang Spenden für die Berliner Aidshilfe sammelt, muss sich die Schauspielerin dennoch Kritik anhören: „Also ich muss Ihnen sagen“, erklärt eine jener resoluten Damen, die das Gros des Ku’dammbühnen-Publikums ausmachen, „wir haben ,Für mich soll’s rote Rosen regnen’ vermisst!“ In der Tat rezitiert Judy Winter ganz am Schluss lediglich eine Strophe des Lieds, und während sich der Vorhang senkt, spielt Pianist Harry Ermer leise die Melodie an. „Nein“, wehrt die Schauspielerin das Ansinnen der Zuschauerin ab, ebenso sanft wie souverän. „Das mach ich nicht, aus Prinzip. Das Lied gehört nur ihr.“ Frederik Hanssen

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