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Sie harmoniert mit ihrer Umgebung auf einzigartige Weise: Henry Moores Großplastik "Large Divided Oval: Butterfly"

© Sabine Wenzel/HKW

Hingehen: Haus der Kulturen der Welt: Die Bronze am Frühsommermorgen

Die Dachsanierung am Haus der Kulturen der Welt ist beendet. Der Innenumbau geht weiter. Ein guter Zeitpunkt, um in ruhige Zwiesprache mit einer wundervollen Großplastik zu treten.

Am Montag geht er weiter, der Abbau der letzten Gerüste am Haus der Kulturen der Welt. Dann ist die vor gut einem Jahr begonnene Sanierung des geschwungenen Dachs der einstigen Kongresshalle beendet. Nicht, dass der Umbau von Hugh Stubbins’ 1957 als Geschenk der Vereinigten Staaten an die Stadt Berlin errichteten Architekturikone damit beendet wäre. Die geht jetzt munter im Inneren des bis Januar 2017 geschlossenen Hauses weiter. In den Sommermonaten findet deswegen nur auf der Dachterrasse und im weiterhin geöffneten Restaurant Programm statt: die Verleihung des Internationalen Literaturpreis (25.6.) und das Festival Wassermusik (8.–30.7.).

Doch gerade die ausgesetzte Betriebsamkeit ermöglicht eine ruhige Zwiesprache mit einer, wenn nicht der wundervollsten Großplastik der Stadt: Henry Moores Large Divided Oval: Butterfly. Wie die Bronze da an diesem Frühsommermorgen so leicht wie schwer auf der Wasserfläche liegt, ist sie ganz das geschwungene Echo des gebogenen Kongresshallendachs. Dass die Stadt ihren 1987 mit spektakulären 3,5 Millionen DM getätigten Ankauf von Kunst für den öffentlichen Raum hier platziert hat, ist nichts weniger als genial. Die formale Kraft des aufgebrochenen Ovals strukturiert weit mehr als nur den Platz. Die dunkel glimmende Bronze setzt das Grün des Tiergartens, das Blau des Himmels über der Spree und die rotweiße Halle in eine einzigartige Harmonie. Das ist poetische Raumordnung, die nur die Kunst kann.

Trotzdem sind an diesem Frühsommermorgen kaum Bewunderer da. Drüben am Reichstag knubbeln sich die Touristen, hier halten gerade mal vier Italiener auf Leihrädern am Wasserbassin. Immer wieder fällt das Wort „Farfalle“, stimmt ja, das heißt Schmetterling. Schon radeln sie weiter. Krähen schreien, vom Großen Stern tönt der Verkehr wie Meeresrauschen und von den Holunderbüschen im Tiergarten wehen süße Düfte herüber. Der Wind kräuselt die Oberfläche des Brackwassers, das dieselbe Goldpatina wie die Skulptur hat. Immer wenn die Sonne hinter einem Wolkengebirge hervorkommt, tanzen Reflektionen des Wassers über den Metallkörper. Schlieren, Linien, Blitze, Funken. 2010 erst hat die Bildgießerei Noack das zehn Tonnen schwere Trumm aufpoliert, aber Moores absichtsvoll patinierte Dunkel- und Hellverläufe sehen wieder ein wenig verwittert aus. Der Schönheit des Hohlkörpers tut das keinen Abbruch – und seiner aus 100 Einzelteilen verschweißten Eleganz.

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