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HinGEHEN: Hurra, sie hüpfen noch

Oper, schrieb der Kollege Ulrich Amling kürzlich in dieser Zeitung, ist mehr als das Summen ihrer Teile. Es ging um die Bienenvölker auf dem Dach der Staatsoper.

Oper, schrieb der Kollege Ulrich Amling kürzlich in dieser Zeitung, ist mehr als das Summen ihrer Teile. Es ging um die Bienenvölker auf dem Dach der Staatsoper. Auch, wer, schwupps, im Hummelflug von Charlottenburg zur Komischen Oper nach Mitte rübermacht, kann sich davon überzeugen: in der stummfilmanimierten „Zauberflöte“ mit Cancan tanzenden Eulen, himmelhoch flatternden Herzens-Schmetterlingen, rosa Dumbo-Elefantinnen, einer Zauberflöten-Elfe mit Notenschweif und speerbewehrt hüpfenden Affen im Gefolge Sarastros.

Eine fantastische Spielerei zwischen Caligari und Comic, Vaudeville, William Kentrige und Kasperletheater. Nach der Premiere schimpfte manch einer, bei dieser von der britischen Truppe „1927“ mit Intendant Barrie Kosky eingerichteten Bilderweltenwanderung komme Mozart zu kurz. Aber, halten zu Gnaden, ist die „Zauberflöte“ nicht eben solch eine Unterweltreise und eine köstliche Komödie obendrein? Mit einem durch den Wald stolpernden, eine Drachenschlange imaginierenden Helden, der sich, schwupps, in das Bildnis einer ihm vollkommen unbekannten Frau verliebt und fortan seufzt und schmachtet? Mit der ergreifendsten Arie der Welt („Ach, ich fühl’s“) mitten im Maschinenraum der Affekte, zwischen all dem Klingeling und Pa-Pa-Pa-Pa-geno-Gestotter? Neulich sang Brigitte Geller sie zum Weinen schön.

Das Ding ist längst Kult, auch wegen Taminos Zeichentrick-Katze, die Monostratos’ Bestien verjagt. Ein Katzentier, das Höllenhunden Beine macht, das ist das Wesen der Musik: Oper als die schönste Unwahrscheinlichkeit seit Erfindung der Töne. Wer's nicht glaubt: Ran an die Restkarten für die letzten April- und Mai-Vorstellungen. Oder fix für die nächste Saison buchen. Ab September gibt's reichlich.

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