zum Hauptinhalt

HIT Parade: Dean Martin

Diese Woche auf Platz 33 mit: „Forever Cool – Collaborations“

Darf man Tote wecken? Natalie Cole, Tochter von Nat King Cole, hat es 1991 gewagt – und gewonnen: Sie sang Songs ihres verstorbenen Vaters, und zwar mit ihm. Das Album „Unforgetable … With Love“ wurde sieben Millionen Mal verkauft. Im Allgemeinen aber wittert man eher Leichenfledderei, wenn Legenden reanimiert werden. Lennon, Sinatra, Chet Baker und viele andere hat es schon erwischt. Nun ist Dean Martin dran, der Godfather des Croonertums und Inhaber einer unvergleichlich butterweichen Stimme, die immer klang, als singe er mal eben so im Vorbeigehen.

Gleich 13 Duette hat seine frühere Plattenfirma Capitol einspielen lassen. Und das auf durchaus ehrenhafte Weise: Sämtliche Instrumentalparts wurden am historischen Ort neu aufgenommen, Martins Gesangsspuren behutsam verfeinert. Es wirkt vielleicht ein wenig bemüht, wie die Songs mit Studio-Atmosphäre angereichert wurden. Man buhlt um Authentizität. Aber alles in allem hat Dean Martin auf Platte wohl nie eine besser klingende Big Band gehabt. Buhlen müssen auch einige der Duett-Partner, allen voran Robbie Williams und Joss Stone, Retro-Beauftrage und Zielgruppenvermittler für das jüngere Publikum, die gegen Martins gut geöltes Organ aus dem Jenseits keine Chance haben. Begegnungen auf Augenhöhe gelingen dagegen Charles Aznavour, der schon zu Lebzeiten mit Martin hätte singen können, und Kevin Spacey. Am Ende singt Dean Martin a cappella Brahms’ „Wiegenlied“. Damit können auch die Lebenden gut schlafen. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

Zur Startseite