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HIT Parade: Enrique Iglesias

Diese Woche auf Platz 21 mit: „Insomniac“

Um Enrique Iglesias richtig würdigen zu können, braucht man ein gewisses Level. Hormonell. Wie schon sein Vater Julio die Welt mit der Kraft seiner Lenden beeindruckte, so wird auch der Sohn eher wegen außermusikalischer Qualitäten wahrgenommen. Enrique allerdings vermeidet das antiquierte Rollenmodell des allzeit bereiten Beglückers. In der aufgeheizten Sphäre des Latin-Pop, wo sonst Ricky Martin oder Juanes ihre Hemden aufknöpfen, wirkt er vergleichsweise temperiert. Bei ihm ist es eher die Aura eines treuherzigen Burschen, der scheinbar noch nicht weiß, wie er auf Frauen wirkt. Das stimmt zwar nicht, weckt aber trotzdem Beschützerinstinkte, vergleichbar jenen, die junge Hunde auslösen. Was den Hysteriefaktor betrifft, ist Enrique eine One-Man-Boygroup.

Wenn man nur einigen der vielen Geschichten über ihn glauben darf, besitzt er außerdem die Gabe der Selbstironie. In einem Interview soll er gesagt haben, er habe schon allein deshalb nicht mit so vielen Frauen geschlafen wie sein Vater, weil er von der Natur nicht so großzügig ausgestattet worden sei. Eine Äußerung, die genau das Gegenteil beweist: Der Mann hat cojones. Und schon deshalb eine Affinität für Ballsportarten. Das ist jetzt keine Anspielung auf seine Gefährtin Anna Kournikova, eine Werbeträgerin und Boulevarderscheinung, die hartnäckig als Tennisstar bezeichnet wird. Nein, Enrique beschränkt sich auf Tischtennis.

Als Sample für die Single „Do You Know“ hat er das Geräusch von Pingpongbällen verwendet. Aus dem Klackern der Bälle entsteht der Rhythmus des Songs. Dieser Sound bleibt leider eine der wenigen musikalischen Eingebungen auf Enrique Iglesias’ Album. Ansonsten poprockt er wie gewohnt global dudelradiokompatibel vor sich hin und wird dadurch bestimmt noch reicher und sexier werden. Trotz dieser Gewissheit hat Iglesias sich bei der Produktion von „Insomniac“ angeblich drei Jahre lang um den Schlaf gebracht. Schließlich erschien der Sänger sogar zu Interviews extra verspätet und verschlafen. Das war natürlich ein etwas übertriebener PR- Gag. Wozu? Vielleicht einfach nur, um dekorativ unrasiert und verwuschelt in die Kamera schauen zu können. Wie gesagt: der Beschützerinstinkt. Ralph Geisenhanslüke

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