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HIT Parade: Frank Sinatra

Diese Woche auf Platz 25 mit: „Nothing But The Best“

„Sinatra ist nie ganz Sinatra“, schreibt Gay Talese in seiner legendären Reportage „Frank Sinatra ist erkältet“. Als das Rat Pack einen Streifzug durch Las Vegas unternimmt, ist Sinatra morgens um vier noch immer eine makellose Erscheinung, keine Falte im Anzug, die Schuhe glänzen und die technicolorblauen Augen scheinen ihr Gegenüber festzunageln. Für das 60 Buchseiten lange journalistische Juwel, veröffentlicht 1966, hat der Reporter kein einziges Wort mit Sinatra selbst gesprochen. Das war nur konsequent angesichts eines Mannes, der schon damals hinter seinem eigenen Klischee zu verschwinden schien. Als Sinatra starb, rief seine vierte Frau nicht etwa zuerst die Kinder an, sondern den Presse-Agenten. Selbst seine Tochter Nancy sagt, ihr seien von ihrem Vater nur „eine Reihe gefrorener Momente“ geblieben.

So ist es nicht erstaunlich, dass auch ein von „Frank Sinatra Enterprises“ zusammengestelltes Album zum 10. Todestag kaum Überraschungen bringt, abgesehen von ein paar bislang ungehörten Doo- Bee-Doos. Die 22 Songs, viele Aufnahmen mit Count Basie und Qunicy Jones, sind solide remastered. Dazu gibt es eine unveröffentlichte Version von „Boody & Soul“ für die das Orchester neu aufgenommen wurde und einen Konzertmitschnitt aus London, der Sinatra in Topform zeigt. 1971, in dem Jahr als dieser Mitschnitt entstand, kündigte Sinatra seinen Abschied aus dem Showgeschäft an. Stattdessen aber startete er noch einmal richtig durch. Von 1955 bis 1995 verging keine Woche, von 1940 bis 2007 kein Jahr, ohne dass wenigstens ein Sinatra-Titel in den US- Charts aufgetaucht wäre. Geschätzte 800 Millionen Platten mit seiner Musik wurden verkauft. Elegante Neueinspielungen, wie etwa letztes Jahr von Dean Martin, darf man in seinem Fall kaum erwarten. Das hat er alles zu Lebzeiten noch selbst erledigt. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

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