zum Hauptinhalt

HIT Parade: Goldfrapp

Diese Woche auf Platz 47 mit: „The Seventh Tree“

Derzeit ist wieder viel zu lesen über das Comeback der Hippies. Es handelt sich um ein ähnliches Ritual wie die turnusmäßigen 68er-Debatten, nur eben für die Modeseiten. Fotos zeigen Blumenmädchen im Gegenlicht und Männer mit Bart. Wieder scheint es, als stünde die Hippisierung der Gesellschaft unmittelbar bevor. So ein Seventies-Revival kommt alle paar Jahre, meist im Wechsel mit einem Eighties-Revival. Wenn man in den Sechzigern geboren wurde, sieht man diese Dinge etwas gelassener; man kann trotzdem Spaß dran haben. So wie Alison Goldfrapp. Die hat früher mal bei Tricky gesungen, dann fand sie ihren musikalischen Partner, Will Gregory, der zuvor in den Filmen von Peter Greenaway Klavier gespielt hatte. Die beiden lebten zwar stets in ihrer sehr eigenen musikalischen Zeitzone, doch sind sie auf den Retro-Wellen der letzten Jahre lustvoll mitgesurft. Das Debüt, „Felt Mountain“, war eine Reverenz an Filmsoundtracks der Sechziger. Dann folgten zwei Achtziger- Alben, die allen Nachgeborenen den speziellen Reiz von Achtziger-Elektrostampfern vermittelten. Nun ist die Party vorbei. Alison posiert im Rüschenhemd auf der grünen Wiese, Will sieht aus, als müsste er bald zum Friseur.

Ob sie auf der Wiese auch ein paar Pilze gepflückt haben? Goldfrapp machen jedenfalls keine halben Sachen. Sie haben alles versammelt, was in den Siebzigern eine gute Platte ausmachte: Akustikgitarren, echte Streicher, ein lebender Chor. Das ganze, logo, in L.A. gemastert. Goldfrapps Balladen sind von solch feiner psychedelischer Entrücktheit und voller musikalischer Details, dass man sich entspannt zurücklehnen und sie mit dem Kopfhörer hören sollte. Klassisch hippiemäßig. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false