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HIT Parade: Ozzy Osbourne

Diese Woche auf Platz 19 mit: „Black Rain“

Buh! Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Vor Ozzy Osbourne sicher niemand mehr. Früher hielt man ihn für den Leibhaftigen. Da biss er wehrlosen Tieren den Kopf ab und wenn er eine Platte aufnahm, ging mehr Geld für Drogen drauf als für die gesamte Produktion. Osbourne gilt als einer der Gründervater des Heavy Metal. Die Platten seiner Band Black Sabbath wurden schon von Predigern verbrannt, als Nachfolger wie Marilyn Manson noch nicht einmal ein unzüchtiger Gedanke ihrer Eltern waren.

Seit 40 Jahren fräsen Osbournes näselnde Stimme und der schwerfällige Riff-Rock von Black Sabbath durch die Gehörgänge der Menschheit. Heute aber ist der Mythos in sich zusammengefallen. Ein Prozess, der auch seine mentalen Fähigkeiten betraf, die zuvor schon nicht gerade monströs erschienen. Spätestens seit er mit seiner Familie in der Reality- Show „The Osbournes“ herumtrottelte, weiß die Welt: In einem Rockerhirn ist meist niemand zu Hause, und in einem Rockerhaushalt geht es eigentlich ganz normal zu. Die Kinder nehmen Drogen und Mutti ist krank wie anderswo auch.

Osbournes Sprachstörungen wurden verstärkt durch die Tatsache, dass sein karges Vokabular häufig unter Pieptönen verschwand. Jahrzehntelang ballerte sich der selbsternannte „F****** Prince of Darkness“ im Dienst des Rock’n’Roll die Birne zu. Die verheerenden Folgen sollen alle erfahren. So scheint es. Doch hinter dem dauerbräsigen Habitus steht eine routinierte Medienpersönlichkeit. „The Osbournes“ gilt als erfolgreichste Sendung in der Geschichte von MTV, sie wurde von unzähligen B- und C-Promis kopiert. Es war wohl seine Frau und Managerin Sharon, die den komplett versumpften Sänger immer wieder ausnüchterte und zu einer globalen Marke aufbaute. Ihr Geschäftssinn ist legendär.

Als zum Beispiel niemand ihren Gatten für Konzerte buchen wollte, gründete sie ein Rock-Festival, das bis heute seinen Namen trägt, das „Ozzfest“. John Michael Osbourne, 58, bekommt vielleicht nicht immer alles mit. Aber wenn er einen klaren Moment hat, merkt er sich alles. „Black Rain“ nannte er sein Album, weil er zufällig eine Dokumentation über Hiroshima sah. Das Album hat mit dem Thema nichts zu tun, es sei denn, man versteht es als Zeugnis universellen Überlebenswillens. „I’m not going away“ – brüllt er in den walzenden Lärm des ersten Tracks. Auch der zweite heißt trotzig „I Don’t Wanna Stop“. Ozzy denkt nicht daran, den Löffel abzugeben. Warum sollte er? Er kann immer noch deutlicher singen als sprechen. Und das geht okay für ein Arbeiterkind aus Birmingham, das bis heute nicht erwachsen geworden ist. Ralph Geisenhanslüke

Ralph Geisenhanslüke

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