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Kultur: Höllenbläserton

Es sollte polarisieren und Spaß an der Kultur des Widerspruchs wecken: Jetzt verabschiedete das Konzerthaus sein Saisonmotto „Populär? Elitär?

Es sollte polarisieren und Spaß an der Kultur des Widerspruchs wecken: Jetzt verabschiedete das Konzerthaus sein Saisonmotto „Populär? Elitär?“, unter dessen Flagge Kurioses von Lehar bis Schönberg-Bearbeitungen geboten wurden. Leider fanden sich zum finalen Probieren von leichter und schwerer Kost nur wenige experimentierfreudige Feinschmecker ein. Etliche sprangen dann auch noch von ihren Sitzen und begannen zu tanzen. Japanerinnen hüpften beseelt, Ungeborene wurden kräftig durchgeschaukelt.

Grund für den plötzlichen Einbruch des Karnevals der Kulturen ins Konzerthaus war die Fanfare Ciocarlia, die eine elektrisierende Roma-Speed-Folklore schmetterten. Im Nordosten Rumäniens muss ein besonderes Lüftchen wehen, das Lungen dazu befähigt, 200 Blechbeats pro Minute auszustoßen. In den purzelnden Takten verschmelzen Osteuropa und Orient zu purer Energie.

Da hatten es die Kompositionen rund um die beiden Fanfare-Auftritte nicht leicht, obwohl mit dem Klangforum Wien exquisite Musiker auf dem Podium saßen. Entdeckerfreude stellte sich bei Globokars „Zlom“ ein, einer humorvoll-tiefgründigen Klangrecherche für 26 Musiker. Janaceks Capriccio mit seiner heiklen Balance zwischen Bläsern und Klavier fehlte es zu Beginn etwas an solistischer Kraft - und an echten chillout-Qualitäten, die auch Bergs herrlich flexibel gespieltem Kammerkonzert völlig abgingen. So siegte der feurige Eintopf über komplizierte Küchenkunst. Populär? Elitär? Egal, morgen wird neu abgeschmeckt. Ulrich Amling

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