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HÖREN: In der Höhle des Vergessens

Wen hat er nicht alles in seiner Lehrstube gehabt, der 1750 in Legnago geborene Antonio Salieri, der sein Leben lang von der Unterstützung Josephs II. zehren konnte und seinerzeit als einer der wichtigsten, mächtigsten Musikfunktionäre in Wien galt.

Wen hat er nicht alles in seiner Lehrstube gehabt, der 1750 in Legnago geborene Antonio Salieri, der sein Leben lang von der Unterstützung Josephs II. zehren konnte und seinerzeit als einer der wichtigsten, mächtigsten Musikfunktionäre in Wien galt. Übrigens nicht zuletzt wegen seiner immensen Bedeutung als Pädagoge. Denn Musikhochschulen gab es zu dieser Zeit noch kaum, einen guten Lehrer zu finden war wichtig. Also strömten aufstrebende Koloratursopranistinnen in den Gesangsunterricht bei Hofkapellmeister Salieri. Zum Komponierenlernen hingegen kamen junge Männer wie Ludwig van Beethoven, Carl Czerny, Franz Liszt oder Franz Schubert.

Salieri war ein ruhiger Lehrer, er galt als geduldig im Umgang mit Hochbegabungen. Legendär sind die Ausflüge, die er mit seinen Schülern unternahm, und die Gesangsstücke, die er auf Aussichtspunkten anstimmen ließ. „Er schrieb seinen Zöglingen nicht vor, was sie componiren sollten; jeder hatte nach seiner Anlage freie Wahl“, schreibt im Rückblick der Schubert-Freund Anselm Hüttenbrenner. Einige Besonderheiten gab es natürlich trotzdem in Salieris Unterricht, zum Beispiel ermahnte der Hofkapellmeister seine Schüler stets dazu, die Übergänge zu neuen Tonarten innerhalb einer Komposition sorgfältig anzubahnen. Um auf die Straße zu gehen, pflegte er zu sagen, springe man doch auch nicht durchs Fenster, sondern gehe hübsch fein zur Wohnungstür raus, die Treppe hinunter und durch die Haustür. Außerdem galt der Muttersprachler Salieri als Spezialist für die Vertonung italienischer Dichtung, der dann eben auch genügend Geduld hatte, wieder und wieder zu korrigieren, wie Wort und Ton von seinen Schülern zusammengefügt wurden. Salieri selbst war natürlich ein Meister im Musikalisieren italienischer Libretti.

Davon zeugt beispielhaft seine Oper „La Grotta di Trofonio“. Geschrieben auf ein Libretto von Giovanni Battista Casti, feierte der Zweiakter 1785 am Burgtheater Premiere. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Höhle des Trophonios im alten Griechenland, wo man vor langer Zeit vielleicht einmal vom Wasser des Vergessens oder des Erinnerns trinken konnte, nun aber (bei Casti) sogar den eigenen Charakter verändern kann. Wovon die Schwestern Doris (fröhlich, dann ernst) und Euphelia (ernst, dann fröhlich) reichlich Gebrauch machen. Ihre beiden Verlobten übrigens auch, sodass sich die beiden Pärchen nach dem Höhlenbesuch erst einmal ausgiebig von neuem sortieren. Am Freitag (2.8.) feiert „Trophonios’ Zauberhöhle“ in einer Textfassung von Bettina Bartz und Werner Hintze im Kulturstall auf dem Gutshof Schloss Britz deutschsprachige Erstaufführung. Tatjana Rese hat inszeniert, Stefan Roberto Kelber die musikalische Leitung übernommen, und die Gesamtleitung des diesjährigen „Festivals Schloss Britz“ liegt wie in den letzten Jahren in den bewährten Händen von Volkmar Bussewitz.

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