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HÖREN: Musik zu Mittag

Neulich fuhren wir um die Mittagszeit in einem Doppeldeckerbus an der Philharmonie vorbei und sahen am Haupteingang große Menschenmassen auf die Straße treten. Es waren so unglaublich viele Frauen und Männer und Kinder und Berliner und Touristen und ältere Damen und jüngere Herren, dass die zwei hinter mir im Bus sogleich mit dem Mutmaßen begannen: Was ist denn hier los?

Neulich fuhren wir um die Mittagszeit in einem Doppeldeckerbus an der Philharmonie vorbei und sahen am Haupteingang große Menschenmassen auf die Straße treten. Es waren so unglaublich viele Frauen und Männer und Kinder und Berliner und Touristen und ältere Damen und jüngere Herren, dass die zwei hinter mir im Bus sogleich mit dem Mutmaßen begannen: Was ist denn hier los? An einem ganz normalen Dienstag? Während ich noch überlegte, ob ich mich umdrehen sollte, um mein Scherflein beizusteuern zum Gespräch, und ob ich dabei eher über Musikvermittlungsformate oder über die geradezu historischen Neuerungen der ehemaligen philharmonischen Intendantin Pamela Rosenberg reden sollte, kamen die beiden schon selbst auf die Lösung, „wahrscheinlich eins von diesen Lunchkonzerten“. Tatsächlich sind diese Konzerte eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Der Eintritt ist frei, die Zugangsschwelle liegt gewissermaßen unter der Erde, es gibt kein Programmheft, keine Pause, keine strengen Gebräuche und wohl auch keinen Distinktionsgewinn. Stattdessen bieten diese Dienstagskonzerte eine ganz andere Bestätigung für die ungebrochene Anziehungskraft der Kunstmusik. Wenn Aberhunderte von Besuchern es sich im großen philharmonischen Foyer bequem machen, mit Kissen und Wolldecken, vor der kleinen Tribüne oder auf den Treppengängen ringsum, und dann eine knappe Stunde lang Kammermusik hören, dann wankt zugleich auch das eherne Gesetz, nach welchem gerade die kammermusikalischen Formate schwer zu vermitteln und vermarkten sind. Am nächsten Dienstag gibt es eine ungewöhnliche Ausgabe des Lunchkonzerts: Lukas Böhm und Ni Fan spielen Schlagzeug und haben unter anderem zwei Sätze aus Bachs „Italienischem Konzert“ für ihre Instrumente umgeschrieben.

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