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Kultur: Hört das nie auf?

"Vielfalt in der Einfalt?" überschrieb die "Stadtbauwelt" in ihrem jüngsten Heft einen Report über die in einem geheimgehaltenen Wettbewerb gekürten Entwürfe für vier Gebäude am Leipziger Platz.

"Vielfalt in der Einfalt?" überschrieb die "Stadtbauwelt" in ihrem jüngsten Heft einen Report über die in einem geheimgehaltenen Wettbewerb gekürten Entwürfe für vier Gebäude am Leipziger Platz.Wie berichtet, hatten Jan Kleihues, Rave Architekten und Walter A.Noebel den Sieg davongetragen, beim vierten Gebäude Axel Schultes erst nach Überarbeitung (in der Jury neben anderen: Christoph Sattler und Hans Kollhoff).Hinter der Schlagzeile steckt die im Text verhalten zum Ausdruck gebrachte Sorge, mit dem Ergebnis des Wettbewerbs sei "der Rahmen des Möglichen für die noch fehlende Bebauung abgesteckt".Andere drücken es noch drastischer aus: "Hört das denn nie auf!?", und befürchten, daß aus dem Leipziger Platz nochmals eine Art Pariser Platz wird.Die Gefahr ist freilich noch weitaus größer, wenn sich die Kollhoff-Linie nicht nur mit einzelnen qualitätvollen Exemplaren präsentiert, sondern sich am Platz durchgängig Geltung verschafft.Kein Brandenburger Tor, keine Akademie von Behnisch, kein Augenzwinkern von Gehry wird die Langeweile dort unterbrechen.Aldo Rossi wenigstens hätte mit einem bunten Pasticcio für ein wenig Augenschmaus gesorgt, doch sein Entwurf scheint mit dem Scheitern des Investoren-Ehepaars Kottmair vom Tisch.Das Unheil droht vor allem dann, wenn auch die anderen Investoren am Platz jeweils eine knappe Handvoll Architekten einladen, "im Benehmen mit dem Land Berlin", will sagen in willfähriger Erwartung eines reibungslosen Genehmigungsverfahrens, soweit die "richtigen" Architekten beauftragt werden.Und wenn gleichfalls "im Benehmen ..." Stimmanns unseliges Jurykarussel Kollhoff/Noebel/Dudler und Trabanten (das manche durch den Wechsel in der Senatsbaudirektion endlich angehalten glaubten) wieder in Gang gesetzt wird, dann ist tatsächlich "Vielfalt in der Einfalt" und Geschmacksdiktat zu erwarten.Von einer Stadt als Gemeinwesen, an der alle gesellschaftlich relevanten Kräfte mitwirken, ist man dann weiter entfernt denn je. fj

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