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Kultur: Hohe Hacken

COUNTRY

Heftiges Gedränge im Tacheles . Der feuerspuckende Drachen überm Tresen heizt zusätzlich an. Um halb elf kommt dann Eleni Mandell . Mit winziger Martin-Gitarre und großer Nase. Das hübsche Gesicht fast ungeschminkt. Wie die Musik: ungeschminkte Countrysongs, zurückhaltend begleitet von einer exzellenten Band. Links ein etwas fusseliger Bassist. Hinten fegt ein Drummer mit leichten Besen. Und rechts ein wunderbarer Gitarrist, der abwechselnd eine Pedal-Steel zum Weinen bringt oder Stratocaster-Fills geschmackvoll aus Akkordfolgen herauspickt. Im Zentrum Eleni in schlichtem Taubenblau, knielangem Rock und gefährlich hochhackigen Stiefeletten. Wie eine junge Gymnasiastin beim Sänger-Wettstreit. Ein bisschen kindlich naiv, und doch mit allen Wassern gewaschen.

Von „LA Weekly“ wurde sie gekürt zum Best Songwriter 2003. „I got a tender heart“ von Merle Haggard singt sie mit bezaubernden Countrykieksern. „Hearts On Fire“ im Duett mit dem Gitarristen als Tribut an Gram Parsons und Emmylou Harris. Und jede Menge herausragende eigene Songs. Walzer, Rocker, Sechsachtel-Takt. Der Drache spuckt Feuer. Eleni lacht. Kleine Schweißperlen bilden sich über der Oberlippe. Mit einer Nadel steckt sie sich die Haare hoch. Keineswegs singt Eleni nur Country wie der Titel ihres neuen Albums „Country For True Lovers“ vermuten lässt. Da mischt sich Jazziges mit riffigem R&B und hart durchgeachtelten Rockern. Eleni ist kratzbürstiger als Norah Jones, weniger neurotisch als Lucinda Williams, hübscher als Gillian Welch, vielseitiger als Chrissie Hynde, jünger als Ricki Lee Jones. In ihrer Klasse gewinnt sie jeden Wettbewerb.

H.P. Daniels

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