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Kultur: Hollywood im Krieg

Eine

von Christiane Peitz

Was macht eigentlich Michael Moore? Auf seiner Website kämpft er unermüdlich gegen neue Rekrutierungen für den Irak und verweist auf Zeitungsartikel etwa über amerikanische Apotheker, die sich aus Gewissensgründen weigern, Kundinnen trotz Rezept die Pille zu verkaufen. Sonst ist es eher still geworden um das Gewissen des anderen Amerika, den schwergewichtigen, lautstarken Helden des Bushkritischen Hollywood. Und Lautstärke zählt im Land des Pop und der Populisten bekanntlich noch mehr als hierzulande.

Im Augenblick macht eher ein anderes Hollywood von sich reden: Die Traumfabrik produziert wieder mengenweise Kriegsfilme, und als aktueller Oberbefehlshaber tritt ausgerechnet Steven Spielberg auf den Plan. Im Sommer kommt seine H.G.Wells-Adaption „Krieg der Welten“ als teuerster Film aller Zeiten ins Kino, mit Tom Cruise und 15000 Kopien weltweit. Der Plot: Irakkriegsheimkehrer müssen die Vereinigten Staaten auch noch vor bösen Aliens retten. Laut „Spiegel“ hat sich der erfolgreichste Regisseur der Filmgeschichte vertraglich verpflichtet, Einwände des Pentagon beim Dreh zu berücksichtigen. Ein Beamter ist immer am Set.

Wie bitte? Wird Spielberg, der mit dem kindertraumsanften „E.T“ einst die amerikanische Urangst vor dem Fremden Lügen strafte und im Wahlkampf John Kerry unterstützte, nun zum patriotischen Propaganda-Maschinisten für Bushs Außenpolitik? Oder ist er erneut der geniale kleine Junge, der im Angstraum Kino seine (und unser aller) schlimmsten Horrorvisionen bannt? In „Saving Private Ryan“ zeigte er ja gnadenlos, wie schmutzig Kriege nun einmal sind.

So ist Hollywood – es ist immer auch ganz anders. Ein Melting Pot des einen wie des anderen Amerika, die sich beide aus der gleichen, schier unerschöpflichen Energie speisen: dem Pioniergeist. Er nährt nicht zuletzt die Power einer Kunst, die Herzen erobern möchte und deshalb Unterhaltung und Aufklärung nicht für Erzfeinde hält. Auch Clint Eastwood dreht derzeit einen Kriegsfilm. In seinem Oscar-prämierten „Million Dollar Baby“ kommen die amerikanischen Werte, die Familie und die Kirche gar nicht gut weg.

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