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Kultur: Holocaust-Mahnmal: Ein Denkmal für das Prestige

Zwischen dem Architekten Peter Eisenman und dem Kuratorium der Stiftung für das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" bahnt sich ein Kostenstreit an. Auf der vorletzten Kuratoriumssitzung (6.

Zwischen dem Architekten Peter Eisenman und dem Kuratorium der Stiftung für das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" bahnt sich ein Kostenstreit an. Auf der vorletzten Kuratoriumssitzung (6. 7.) hatte die Prognose für das Mahnmal samt unterirdischem Informationsort bei 40 Millionen Mark plus gelegen. Nach der letzten Kuratoriumssitzung (14. 9.) wurden 50 Millionen als Obergrenze verkündet. Jetzt verlautet aus Kuratoriumskreisen, dieses Limit sei nur zu halten, wenn Eisenman seine Erweiterungen des vom Bundestag beschlossenen Stelenfeld-Entwurfes "Eisenman II" zurückfahre. Zugleich warf der CDU-Abgeordnete Nooke dem Stiftungsvorsitzenden Thierse vor, das Kuratorium zu einer unrealistischen Kostenfestlegung gedrängt zu haben. Thierse beschuldigte Nooke daraufhin in einer Presseerklärung, die Kuratoriumsdebatte zu verfälschen. Keineswegs wolle er, Thierse, "die Öffentlichkeit bewusst nur scheibchenweise über die wahren Kosten informieren". Einstimmig, bei wenigen Enthaltungen, habe das Kuratorium die 50-Millionen-Obergrenze beschlossen.

Dieser Darstellung des umstrittenen Sitzungsverlaufes stimmt auch die Förderkreis-Vorsitzende Lea Rosh zu. Sie bemängelt, dass Eisenman seit der Juli-Sitzung seinem Entwurf aufwendige "Schnuckedönschen" wie eine kostenträchtig ins Stelenfeld verlegte, breite Treppe hinzugefügt habe. Sollte der von ihm demnächst vorgelegte Kostenplan die Grenze überschreiten, plädiere sie dafür, teure Details herauszukürzen - wie die auf Wunsch Kanzler Kohls hinzugefügten Bäume und die auf 5 Millionen veranschlagte Beleuchtung jeder einzelnen Stele. In zwei Wochen, so kündigt Sybylle Quack, Geschäftsführerin der Mahnmal-Stiftung, an, sei die spezifizierte Kostenkalkulation zu erwarten. Zwar liege kein verbindlicher Beschluss vor, doch sei Eisenman aufgefordert worden, möglichst sparsam zu sein, "und darum bemüht er sich". Ein Spielraum über 50 Millionen hinaus sei nicht erwähnt worden. Ähnlich klingt die Version des Kuratoriumsmitglieds Hans Koschyk (CSU): Eisenman sei lediglich gebeten worden, 50 Millionen einzuhalten. Selbst Senator Strieder könne nicht garantieren, dass es dabei bleiben wird.

Nach Darstellung Andreas Nachamas sind in der Sitzung die Abgeordneten unter den Kuratoriumsmitgliedern aufgefordert worden, nächste Woche Kostenvoten ihrer Fraktionen einzuholen. Unmut sei nicht über den Etat, sondern über das Vorgehen Thierses entstanden, der ohne Tischvorlage eine Ad hoc-Entscheidung forderte. Bis zur nächsten Sitzung am 14. 11. sollen die exakten Kosten vorliegen. Nicht zuletzt von der Materialwahl des Architekten - ob er sich beim Beton für eine Billigversion "Stadtring Süd" oder für das marmorisierende Modell "Zumthor", beim Boden des Stelenfeldes für Verbundsteine oder Pflaster entscheide - hänge die Einhaltung des Limits ab. Die Sprecherin des Senators für Stadtentwicklung unterstrich, Eisenman sei ein seriöser Architekt. Bei den Materialien und der Statik seien große Variationen möglich. Von einem ungenannt bleibenden Teilnehmer ist außerdem zu hören, einige Kuratoriumsmitglieder erweckten den Eindruck, Geld spiele keine Rolle. Sie wollten eher dem eigenen Prestige "ein Denkmal setzen als den Juden." Die Sprecherin von Kulturstaatsminister Naumann betonte währenddessen, bei den 50 Millionen handele es sich nur um eine "angestrebte Ziellinie". Der Zweck sei wichtiger als der Etat, "das A und O ist das Denkmal selber."

T. Lackmann, G. Cold

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