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Stahlskulptur «Spaltkopf - Variante B» (1975/76) von Horst Antes

© Norbert Försterling/dpa

Horst Antes zum 80.: Kopf und Fuß

Sein Markenzeichen sind die "Kopffüßler", Plastiken, die nur aus Kopf und Füßen bestehen. Der Künstler Horst Antes wird 80 Jahre alt.

Der Bauch als Ballast. Horst Antes hat seinen Figuren die Mitte genommen und den „Kopffüßler“ zum Markenzeichen gemacht. Im Profil, mit schwerem Haupt und Händen wie Schaufeln schreiten die überwiegend männlichen Figuren seit den sechziger Jahren durch eine Malerei, die überaus heftig werden kann. Die radikale Reduzierung erwies sich als genialer Kompromiss. Antes, der an diesem Samstag seinen 80. Geburtstag feiert, suchte im Dialog mit der informellen Malerei der Nachkriegsmoderne eine figurative Sprache. Nach einer Möglichkeit, sich konkret mit dem Körper zu beschäftigen, weil ihm die reine Abstraktion „unmenschlich“ vorkam.

Die Lösung hat Antes zu einem prominenten Mitbegründer der Neuen Figuration gemacht. Wie sein Lehrer HAP Grieshaber, bei dem er ab 1957 an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studierte, sah er sein Thema am besten in der konkreten Gestalt aufgehoben: die Frage einer universale Existenz. Schon als 29-Jährigen berief man Antes an derselben Akademie zum Leiter der Malklasse, die Professur folgte. Gleich dreimal waren seine Kopffüßler auf der Documenta in Kassel vertreten, zahllose Skulpturen im öffentlichen Raum zeugen von der Popularität der Figuren. Ihre Archaik macht sie durch die Jahrzehnte lesbar.

2013 große Retrospektive im Martin-Gropius-Bau

Dennoch setzte irgendwann Ermüdung ein. Beim Publikum, das sich immer neuen Figurationen in Farbe, Keramik, Bronze oder rostendem Corten-Stahl gegenübersah. Und bei Antes selbst, der in den Achtzigerjahren die Gestalten von der Leinwand verbannte und seither ausnahmslos Häuser malt: überlange Rechtecke ohne Fenster und Türen, so allegorisch wie der Kopffüßler.

Horst Antes am 21. März 1991
Horst Antes am 21. März 1991 während der Verleihung des an ihn vergebenen Kulturpreises des Landes Hessen.

© Dieter Roosen/dpa

Wer 2013 die große Retrospektive im Martin-Gropius-Bau gesehen hat, für den ergibt der Wechsel des Motivs in der Chronologie der Malerei durchaus Sinn. Antes aber trat ab dieser Zeit etwas aus der öffentlichen Wahrnehmung. Obwohl er immer wieder geehrt worden ist. Er selbst zog sich allerdings auch zurück in sein toskanisches Haus, wo er heute lebt und arbeitet. Antes, der afrikanische und indianische Kunst besitzt, hat zwei Bücher über den Maskenkult der nordamerikanischen Hopi-Indianer geschrieben. Zwei seiner Sammlungen sind als Dauerleihgaben in den Staatlichen Museen Berlins zu sehen. „Der ganze Mensch ist im Kopf enthalten“, hat er einmal gesagt. Wozu braucht es da Ballast?

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